"Gurre-Lieder"

19.03.2012
Zwölftonmusik – dieses Schlagwort wird Arnold Schönberg nicht mehr los. Zahlreiche Werke des Pioniers der Moderne werden damit ignoriert, etwa seine Kompositionen für Stimme und Klavier. In einer vierteiligen Reihe stellen wir die erste vollständige Einspielung aller Schönberg-Lieder vor – eine Produktion von Deutschlandradio Kultur.
Es war ein langer Weg zur Zwölftonmusik. Und im Werk von Arnold Schönberg wird er gesäumt von Klassizismus, Spätromantik und Expressionismus – Stilrichtungen, auf die Schönberg auch als angeblicher Ultra-Modernist noch gelegentlich zurückgriff. Lieder für Stimme und Klavier sind die bislang am wenigsten bekannte Werkgruppe des Komponisten – dabei dokumentiert gerade sie die künstlerische Entwicklung Schönbergs besonders eindringlich. Gemeinsam mit dem Pianisten Urs Liska sowie renommierten Liedersängern hat Deutschlandradio Kultur in mehrjähriger Arbeit nun die erste vollständige Aufnahme aller Schönberg-Lieder realisiert. Diese Produktion wird demnächst auch in einer 4-CD-Box von Capriccio erhältlich sein – inbegriffen sind rund 90 Minuten Ersteinspielungen und mancher Fund, der Schönberg nicht als kühl kalkulierenden Klischee-Modernisten zeigt. Vielmehr erweist er sich hier als begnadeter musikalischer Lyriker, der – wie er selbst sagte – "berauscht vom Anfangsklang der ersten Textworte" ans Werk ging.

Auch diese dritte von vier Sendungen enthält nachgelassene frühe Lieder – und einen Nachlass der ganz besonderen Art dazu: Eines der bekanntesten (und zu dessen Lebzeiten wohl populärsten) Werke Schönbergs wird hier erstmals in einem früheren Stadium vorgestellt. Die "Gurre-Lieder" (hauptsächlich komponiert 1900-01, vollendet 1911), jene monumentale Kantate nach Texten des dänischen Dichters Jens Peter Jacobsen, erklingt in einer umfangreichen, wenngleich von Schönberg unvollendet hinterlassenen Sammlung einzelner Klavierfassungen. Wer die "Gurre-Lieder" mit ihren vier Männerchören, dem achtstimmigen gemischten Chor und dem 150-köpfigen Orchester kennt, kann sich eine Klavierreduktion kaum vorstellen – und das war sie schließlich auch für Schönberg nicht, dem der Klaviersatz schier aus allen Nähten platzen wollte. Eine Herausforderung für alle Beteiligten, die diese Ersteinspielung gewagt haben, allen voran Urs Liska am Klavier!
http://www.schoenberg-lieder.de/


Die besondere Aufnahme
Arnold Schönberg: Sämtliche Lieder (Teil 3/4)

Nachgelassene Lieder

"Gurre-Lieder" (Frühfassungen für Stimmen und Klavier)

Melanie Diener, Sopran
Markus Schäfer, Tenor
Anke Vondung, Mezzosopran
Urs Liska, Klavier

Produktion: Deutschlandradio Kultur 2009-10

Studiogast: Urs Liska
Moderation: Olaf Wilhelmer