"Gruscheln" mit Angela Merkel

Von Kerstin Ruskowski · 04.08.2009
Man kommt in Wahlkampfzeiten kaum um sie herum: Politiker, die sich auf einer Bühne inmitten der Stadt volksnah geben oder an Straßenständen Prospekte, Kugelschreiber und Luftballons verteilen.
Die Schwergewichte unter den Politikern können im Fernsehen für sich und ihre Ziele werben: zum ersten Mal trafen sich im Wahlkampf 2002 Gerhard Schröder und sein Herausforderer Edmund Stoiber zum Kanzlerduell im Zweiten Deutschen Fernsehen.

Durch den Boom des Online-Lebens gehen Politiker nun aber auch (vermehrt) dorthin, wo sie eine besonders junge und mobilisierungsfähige Klientel vermuten: ins Internet.

" Hallo und herzlich willkommen auf meinem Profil. Hier erfährst Du mehr über das, was mir wichtig ist. Ich möchte Dir zeigen, warum ich Bundeskanzler werden will.
Wichtiger aber noch: Ich möchte Dich für unsere Sache gewinnen. Dass Du dabei bist, zählt für mich. Denn es geht um viel. Gemeinsam können wir einen Aufbruch zum Besseren in unserem Land schaffen. Lass uns für das Soziale und Demokratische in unserer Gesellschaft kämpfen. Es lohnt sich!
Dein
Frank-Walter Steinmeier "

Ob Steinmeier, Künast, Westerwelle oder Merkel – sie alle präsentieren sich im Wahlkampf 2009 auf Social-Networking-Portalen wie Facebook oder MeinVZ. Dort können Nutzer in mehr oder weniger direkten Kontakt mit den Kandidaten treten: Sie können konkrete Fragen stellen, aber auch virtuell grüßen – "anstupsen" oder "gruscheln" nennt man das. Als Dankeschön werden beispielsweise von Angela Merkel handsignierte Bücher verlost.

Diese Strategie haben sich die deutschen Wahlkampfmanager bei den Amerikanern abgeschaut. Doch während Barack Obama über sein Facebook-Profil mehrere Millionen Unterstützer rund um den Globus gewonnen und Millionen von Spendendollars gesammelt hat, freut sich Angela Merkel derzeit über gerade einmal 50.000 Unterstützer.


Das Gespräch zum Thema mit dem Blogger Markus Beckedahl können Sie mindestens bis zum 1.1.2010 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.
Mehr zum Thema