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Tsunami in Indonesien
Alles zerstört und zertrümmert

Die Zahl der Todesopfer durch den Tsunami in Indonesien ist auf 281 gestiegen. Fast 12.000 Menschen sind obdachlos. Die Rettungsteams kommen in den Trümmern nur langsam voran. Währenddessen steht die Katastrophenschutzbehörde in der Kritik. Haben die Frühwarnsysteme versagt?

Von Lena Bodewein | 24.12.2018
    Blick auf die zerstörte Gebäude und Autos in der indonesischen Küstenregion Banten am 23. Dezember 2018
    Vom Tsunami zerstörte Gebäude und Autos in der indonesischen Küstenregion Banten (dpa/ NurPhoto / Dasril Roszandi)
    "Ich sah die riesigen Wellen gegen halb zehn am Abend" - der Sicherheitsmann eines Hotels ist auch am Tag danach noch erschüttert: "Ich bin zu den Gästezimmern gerannt und habe allen zugerufen, dass sie weglaufen sollen. Dann sind wir zu einem höher gelegenen Ort geflohen."
    Die Hotelgäste und er haben den Tsunami überlebt, viele andere hatten dieses Glück nicht. Das Küstengebiet von Westjava ist bei Touristen und Wochenendausflüglern beliebt, viele Besucher kommen aus der indonesischen Hauptstadt Jakarta - so auch an diesem Wochenende.
    Fast 12.000 Menschen sind obdachlos
    An den Stränden gibt es viele Essensstände, kleine Restaurants, oft nur in Leichtbauweise errichtet. Die Menschen, die Gebäude, sie alle werden ohne Vorwarnung getroffen.
    "Die Wellen waren zwei bis drei Meter hoch, sie wurden sogar noch höher, nachdem sie auf die Mauern getroffen waren. Dreimal sind sie hier aufgeschlagen, und jedesmal waren sie stärker."
    Häuser, Autos, Bäume - alles ist zerstört und zertrümmert. Die Rettungsmannschaften haben es schwer, zu den Opfern vorzudringen, Verletzten zu helfen oder nur noch Tote zu bergen. Fast 12.000 Menschen sind obdachlos.
    Immer noch werden Angehörige vermisst. Die Menschen, die die schreckliche Aufgabe haben, die Toten zu identifizieren, versuchen wenigstens eine gute Sache zu sehen, wie der Polizist Hasan.
    "Die Opferzahl steigt", berichtet er. "Wir können sie immer noch anhand ihrer Gesichter identifizieren, denn noch sind die Bedingungen gut, wir können ihre Gesichter noch erkennen."
    Seit Monaten bricht der Anak Krakatau immer wieder aus
    Was er nicht sagt, ist viel schlimmer: der Zustand der Toten, die erst in einigen Tagen aus dem Wasser gezogen werden können, weil die Welle sie zu weit ins Meer gerissen hat. Wie einige Mitglieder der Rockband Seventeen, die am Samstagabend bei einer Betriebsfeier auftrat. Auf dem letzten Mitschnitt des Auftritts ist zu sehen, wie eine Flutwelle die Bühne von hinten überspült. Panik bricht aus, dann reißt die Aufnahme ab.
    Der Anak Krakatau ist auch am Tag nach dem Tsunami aktiv, seit Monaten bricht er immer wieder aus - Luftaufnahmen zeigen, wie riesige Aschewolken aufsteigen, wie Schutt, verflüssigtes Gestein und Lava ins Meer stürzen. Eine Flanke des Vulkans scheint abzurutschen. Experten vermuten, dass der Krater zum Teil eingestürzt ist. Diese immensen Massen haben wohl den Tsunami ausgelöst.
    Dass die Flutwellen ohne Vorwarnung auf die Küstengebiete von Java und Sumatra trafen, liegt daran, dass die Tsunami-Frühwarnsysteme durch starke Erdbeben ausgelöst werden, aber eben nicht durch unterseeische Erdrutsche.
    Kritik an der Katastrophenschutzbehörde
    Wieder steht die Katastrophenschutzbehörde in der Kritik. Doch ihr Sprecher, Sutopo Purwo Nugroho, schreibt auf Twitter: "Andere Katastrophen wie Überschwemmungen, Erdrutsche, Vulkanausbrüche, Wald- und Landbrände, Dürren und Tornados benötigen auch noch ein Frühwarnsystem. Wer kann die Öffentlichkeit vor der Katastrophe informieren?"
    Die Antwort ist klar: Sicherheit kann es nie geben, vor allem in einem Land wie Indonesien. Es gibt 127 aktive Vulkane hier, der pazifische Feuerring sorgt immer wieder für Erdbeben. Die Menschen sind es gewohnt, mit der Gefahr zu leben - oder zu sterben.