Grüner Hedonismus

Verzichten – aber mit Stil

07:45 Minuten
Porträt von Alexander von Schönburg in Berlin im Garten der Residenz des britischen Botschafters. Verschwommen im Hintergrund ein Gebäude.
Die eigenen Konsummuster zu überdenken, dazu rät Alexander von Schönburg. © DPA / Zentralbild / Jens Galane
Alexander von Schönburg im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 06.04.2020
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Ökologisches Handeln und Konsumverzicht werden sich nur durchsetzen, wenn sie mit einer Steigerung der Lebenslust einhergehen. Davon ist Alexander von Schönburg überzeugt. Wie das funktionieren kann, beschreibt der Journalist in "Der grüne Hedonist".
Alexander Graf von Schönburg-Glauchau hat die Schönheit des Verzichts entdeckt. In seinem neuen Buch "Der grüne Hedonist. Wie man stilvoll den Planeten rettet" beschreibt er seinen Weg zu einem bewussteren Konsum. Zum Beispiel seinen Umzug von einer großen in eine, wie er sagt, winzige Wohnung.
"Im Grunde besitze ich jetzt so viel, wie ich in einem Raum grob übersehen kann", so der Autor. "Das ist ein sehr, sehr befreiendes, sehr, sehr schönes Gefühl."
Hinter dieser Selbstbeschneidung steckt die Einsicht, "dass wir zu viel konsumieren, dass wir zu viel verschmutzen, zu viel verbrauchen". Und die Erkenntnis, dass Verzicht auch Vergnügen bedeuten kann: "Ein gewisser Verzicht und Maßhalten sind das Geheimrezept für jedes Vergnügen. Wenn jeden Tag Sonntag ist und man immer nur Marmeladenbrot isst, schmeckt es irgendwann nicht mehr."

Kompletter Konsumverzicht ist keine Lösung

Eine Gelegenheit, die Schönheit des Verzichts zu entdecken, sieht von Schönburg in der jetzigen Coronakrise. "Im Grunde ist, was wir jetzt vor uns sehen, Gretas Traum", sagt er mit Blick auf die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg. "Alles steht still, wir befinden uns in einer Zeit ohne Konsumwahn und ohne Tourismus, und all das lässt einen die jetzige Zeit auch darüber nachdenken, was Vergnügen bedeutet und ob nicht auch Verzicht auf Vergnügen hilfreich sein kann."
Diesbezüglich hat Schönburg zufolge die Klimadebatte nämlich wenig gebracht: "Dass wir jetzt alle so einsichtig geworden wären und plötzlich alle grün werden, das ist ja einfach nicht so. Sondern die meisten sagen es, zahlen dann gern ein bisschen premium im Biomarkt, zahlen ein bisschen mehr für ihre Gurke - und damit ist sozusagen der Ablass schon gezahlt."
Das könne es aber nicht sein, genauso wenig wie kompletter Konsumverzicht. "Es geht für sich persönlich darum, sich klar zu werden: Wie viel brauche ich? Selber seine Konsummuster zu überdenken", betont von Schönburg. "Ich glaube nicht, dass wir damit jetzt unbedingt die Welt retten werden, aber wir werden definitiv besser und vergnüglicher dabei leben."
(uko)

Alexander von Schönburg: Der grüne Hedonist. Wie man stilvoll den Planeten rettet
Piper Verlag, München 2020, 240 Seiten, 18 Euro

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