Groteskes im Grenzgebiet

Rezensiert von Anke Leweke · 30.05.2007
Der Hauptfigur in Michael Schorrs neuem Film plant im Grenzgebiet zwischen Polen, Tschechien und Deutschland ein künstliches Tropenparadies. Doch was als grenzüberschreitende Zusammenarbeit gedacht war, wird alsbald zu einer absurden Geschichte.
Schröders wunderbare Welt
Komödie, Deutschland 2006, Regie: Michael Schorr, 114 Minuten
Mit: Peter Schneider, Karl-Fred Müller, Gitta Schweighöfer

Man kann es immer wieder beobachten, dass nach einem gelungenen Einstand der zweite Film zur Crux werden kann. Alles, was beim Erstling so wunderbar geklappt hat, will plötzlich nicht mehr funktionieren, wirkt zuviel oder gar selbst verliebt.

In seinem Regiedebüt "Schultze gets the Blues" schickte Michael Schorr seinen Titel gebenden Helden, einen arbeitslosen Ostler, in die amerikanischen Südsaaten. Erstaunt musste Schröder dort feststellen, dass man auch am Mississippi das Oktoberfest feiert und überhaupt alles gar nicht so viel anders ist als in der fernen Heimat. Dieser Film lebte von seinem leisen Humor und einer Lakonie, die auch die kleinste Gefühlsregung auf dem stoischen Gesicht des Protagonisten registrierte.

Auch in "Schröders wunderbarer Welt" muss der Osten mit seinen Verlierern wieder die Kulisse geben. Es geht um einen jungen Mann namens Frank Schröder, der in seiner Heimat Tauchritz das künstliche Tropenparadies "Lagunenzauber" plant. Mitten im Niemandsland des deutsch-polnisch-tschechischen Dreiländerecks soll dieses mit EU-Mitteln geförderte Zeichen grenzüberschreitender Zusammenarbeit entstehen.

Michael Schorr versucht, Humor aus den Klischees der aufeinandertreffenden Nationalitäten zu schlagen. Noch immer trägt der tschechische Bürgermeister Uniform, doch unter seinen Orden verbirgt sich bereits die Seele eines Neureichen. Der amerikanische Investor, gespielt von Jürgen Prochnow, ist die Bilderbuchausgabe eines US-Exzentrikers. Und der Hauptdarsteller selbst, bleibt seltsam blass.

Irgendwie scheint Michael Schorr zu ahnen, dass seine Figurarsenal nicht gerade originell geraten ist. Deshalb versucht er krampfhaft, sie in absurde Situation zu zwängen. Höhepunkt ist eine Jagd in den Bergen mit Wolfsgeheul aus dem Lautsprecher. Nur in ganz wenigen Momenten blitzt jene Zuneigung zu seinen Figuren wieder auf, die Schorrs ersten Film so auszeichnete. Etwa wenn die Kamera mit in den Hobbykeller geht, wo ein riesige Eisenbahnlandschaft aufgebaut ist und eine Dampflok Cocktails serviert.