Großbritannien

Protestmarsch fordert zweite Abstimmung über den Brexit

Ein Freund der Europäischen Union demonstriert in London gegen den Brexit.
Ein Freund der Europäischen Union demonstriert in London gegen den Brexit. © dpa / picture alliance / Rob Pinney
Maike Bohn im Gespräch mit Ute Welty  · 20.10.2018
Hunderttausende haben in London für ein neues Referendum über den drohenden Brexit demonstriert. Die Deutsche Maike Bohn setzt sich dafür ein, dass auch EU-Bürger in Großbritannien über die Zukunft der Insel entscheiden.
Schon in etwa fünf Monaten will Großbritannien die EU verlassen. Doch "People's Vote" will das nicht hinnehmen. Mit einem großen Protestzug mitten durch London kämpft die Kampagne für ein zweites Brexit-Referendum.

Gemischte Gefühle

Mit dabei ist die Deutsche Maike Bohn, die mit gemischten Gefühlen demonstriert. "Es ist nicht unbedingt ein Referendum, um verzweifelt in der EU zu bleiben, sondern mehr ein Referendum, um den Leuten eine wirkliche Wahl zu geben, nach diesem ersten Referendum, das wirklich blind losmarschierte", sagte Bohn, Mitgründerin der Selbsthilfegruppe "3million" von EU-Bürgern im Königreich, im Deutschlandfunk Kultur. Erst jetzt lägen viele Fakten auf dem Tisch, die bei der ersten Abstimmung noch nicht bekannt gewesen seien.

Die Kinder Europas

Leute wie sie, die als EU-Bürger in Großbritannien lebten oder als Briten in der EU, wären bisher ganz ohne Stimmrecht geblieben. "Wir sind übersehen worden, diese Abstimmung hat unser Leben völlig auf den Kopf gestellt", sagte Bohn. "Im Grunde sind wir die Kinder Europas, wir sind durch die Bewegungsfreiheit überall hingezogen."
Sie sehen einen Pub in London von außen, viele Menschen stehen davor.
Viele EU-Bürger sind in Großbritannien zuhause und fürchten sich vor den Folgen des Brexit © imago stock&people, 84909044
Bei einem zweiten Referendum erwarte diese Gruppe, dass sie auch eine Stimme bekomme. "Sonst gucken wir wieder hilflos zu." Viele Menschen steckten in einer Sackgasse, bei der Entscheidungen über Arbeiten und Wohnort politisch blockiert seien. Es gebe 120.000 Deutsche auf der Insel und man erwarte auch eine Unterstützung der Bundesregierung. "Diese Unsicherheit macht den Menschen großes Kopfzerbrechen."
Bohn lebt seit 25 Jahren auf der Insel und hat jetzt nach eigenen Worten zur Sicherheit eine doppelte Staatsangehörigkeit angenommen. Doch bisher ist völlig unklar, was mit einem Brexit im März eigentlich alles auf sie zukommen wird. (gem)
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