Grenzgänger

Moderation: Tanja Runow · 04.12.2011
Das Neonlicht beschäftigt sich heute mit Grenzgängern und deckt dabei den ein oder anderen Widerspruch auf. In Guatemala zum Beispiel herrscht nicht nur ein brutaler Kampf um den Handel mit Drogen, es hat sich parallel auch eine verherrlichende Popkultur rund um den Narco-Trafico herausgebildet.
Narco-Pop Narco-Pop
Von Sven Töniges
Seit Mexikos Präsident die Armee in den Kampf gegen die Drogenkartelle seines Landes schickt, sind viele große Syndikate in die Gebiete des südlichen Nachbarn Guatemala ausgewichen. Guatemala ist so längst zum Aufmarschgebiet einer mächtigen Drogenmafia geworden. Und mit den Narcos kam auch die Narco-Popkultur. Vor allem die Narco-Corridos, Bänkelgesänge, die die Heldentaten der Drogencapos besingen, stehen hoch im Kurs im mittelamerikanischen Land.

Besser als Second Life Besser als Second Life
Von Gerd Brendel
"Second Life" war gestern. Heute spielen wir virtuelle Spiele mit realen Menschen. Im Computerspiel "Twinkomplex" etwa lassen wir Staatsschauspieler als Spielfiguren agieren, fiktive Personen tauchen hier mit in pseudo-dokumentarischen Youtube-Filmchen auf und das ganze Spiel dauert so lange wie eine Durchschnittsbeziehung, nämlich drei Jahre. Aber auch im realen Leben eröffnen sich immer mehr solcher schönen Spieloptionen: In der "chez icke" Bar, die gerade die Theaterregisseurin Gesine Dankwart in Berlin eröffnete, können wir Schauspieler als "Barvatare" per SMS, oder Mausklick tanzen, trinken und flirten lassen.

Shanghai à la francaise Shanghai à la francaise
Von Markus Rimmele
Auch Shanghai hat sein French Quarter. Bis zum Zweiten Weltkrieg nämlich wurden große Teile der Handelsstadt noch von westlichen Mächten verwaltet: Amerikaner und Briten teilten sich das "International Settlement", die Franzosen hatten die "Concession francaise": Ein ein paar Quadratkilometer großes Gebiet im Zentrum der Stadt, das wegen seiner begrünten Straßen und der europäischen Architektur heute zu den beliebtesten Stadtteilen Shanghais gehört: Wer hip ist, zieht hierher, macht ein Café auf oder widmet sich dem kreativen Leben. Und oft sind das Franzosen, die in China mittlerweile mehr Chancen für sich sehen als in Frankreich.

Gay sells Gay sells
Von Luise Sammann und Fatih Kanalici
Laut einer Umfrage von 2009 wollen 87 Prozent der Türken keinen Homosexuellen als Nachbarn. Selbst im liberalen Istanbul gehört die Homophobie in sämtlichen Gesellschaftsschichten zum Alltag. Und doch gibt es eine Ausnahme, die nur schwer zu verstehen ist: Wer berühmt ist und eine schöne Stimme hat, der darf auch mal als Mann im Glitzerkleidchen auftreten – solange er nicht über seine sexuellen Vorlieben spricht. Und nicht nur das: In manchem Istanbuler Clubs sind klischeehaft tuntige Auftritte von Männern mittlerweile sogar zur Marketingstrategie geworden.