Gregor Schneider

"Kunst, die auf die Pelle rückt"

Ein Bauschutt-Container steht am 06.11.2014 in Mönchengladbach vor dem Geburtshaus von Joseph Goebbels. Der für seine verstörenden Raumskulpturen bekannte Künstler Gregor Schneider hat das Geburtshaus des Nazi-Propagandaministers Joseph Goebbels entkernen lassen und will den Schutt in Warschau ausstellen.
Das Geburtshaus von Joseph Goebbels in Mönchengladbach - ein Bauschutt-Container steht davor. © picture alliance / dpa / Federico Gambarini
Moderation: Sonja Gerth und Oliver Thoma · 07.11.2014
Der Künstler Georg Schneider ist bekannt für seine verstörenden Raumskulpturen. Jetzt lässt er Schutt vor einem Warschauer Museum aufschütten. Er stammt aus dem entkernten Geburtshaus von Joseph Goebbels in Mönchengladbach.
Der Raumkünstler und Bildhauer Gregor Schneider hat das von ihm erworbene Geburtshaus des Nazi-Propagandaministers Joseph Goebbels in Mönchengladbach entkernen lassen. Der abgetragene Schutt soll Ende November vor der Nationalen Kunstgalerie "Zacheta" in Warschau aufgeschüttet werden.
Mit dieser Kunstaktion wolle Schneider eine unmissverständliche Geste setzen, sagte Kunstkritiker Michael Köhler im Deutschlandradio Kultur:
"Er bringt diese Kunst dorthin, wo man darüber streiten wird. Vielleicht wird man sagen: 'Es ist geschmacklos. Vielleicht ist es auch nicht geschmacklos.' Aber er geht damit an den Kern auch der deutschen Aufarbeitungsgeschichte. Nämlich die Fragen: Wie soll man erinnern? Was sind Zeugnisse? Was sind Hinterlassenschaften?"
Gestalter beklemmender Erfahrungen
Der Künstler beschäftige sich in seinen Arbeiten immer wieder mit der deutschen Geschichte, meinte Köhler:
"Man kann im Grunde sagen: Er ist der Bühnenbilder der deutschen Angsträume. Schneider setzt heute mit anderen Mittel das fort, was vielleicht große Geschichtskünstler wie Hans Haacke oder Anselm Kiefer gemacht haben. Es ist gefährliche Kunst."
Schneider sei ein unglaublich produktiver Künstler, der beklemmende Raumerfahrungen gestalte, so Köhler. Es sei Kunst, die dem Betrachter "auf die Pelle rückt":
"Es ist Kunst, die unangenehm, die bedrängend wirkt. Sie werden allein gelassen und sind Ihrer Existenz ausgesetzt. Es geht darum, was uns die Räume eigentlich sagen, wenn wir nur die Fassaden angucken. Es sind Spatenstiche ins Erdreich unserer Erinnerung."
Nahaufnahme des Künstlers Gregor Schneider
Der Künstler Gregor Schneider© picture alliance / dpa / Federico Gambarini
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