Goya und die Globalisierung

Vorgestellt von Jörg Taszman · 22.11.2006
Mit "Goyas Geister" setzt sich Milos Forman nach "Amadeus" erneut mit einem Künstler und der Frage nach dem Verhältnis von Kunst und Macht auseinander. "Winterreise" zeigt anhand eines bayerischen Unternehmers von altem Format die Auswirkungen der Globalisierung.
"Goyas Geister"
USA 2006. Regie: Milos Forman. Darsteller: Javier Bardem, Natalie Portman, Stellen Skarsgard u.a.

Der große Milos Forman hat sich schon in "Amadeus" mit dem Genie und seinem Verhältnis zur Macht auseinandergesetzt. Diesmal lässt er in den Inquisitionszeiten Ende des 18. Jahrhunderts den Maler Goya auf einen fanatischen Mann Gottes treffen. Dieser Pater Lorenzo lässt die Muse Goyas, die junge Frau Ines verhaften und einsperren. Unter Folter bekennt Ines Sünden, die sie nie begangen hat. Jahre später treffen sich alle drei unter ganz anderen Vorzeichen wieder. Spanien ist von Napoleons Truppen erobert.

Leider ist es Milos Forman wohl zum ersten Mal in seiner Karriere nicht gelungen, zu überzeugen. Sein multinationaler Cast mit Stellan Skarsgard als Goya, Javier Bardem als Lorenzo und Natalie Portman als Ines mag nicht recht zusammenpassen und gerade Bardem kämpft in der englischen Originalfassung mehr mit der Sprache als mit der Rolle. Die Figur von Goya bleib blass, während Natalie Portman wirkt wie eine Frau aus dem 20. Jahrhundert. Aber auch ein missglückter Forman-Film bietet noch genug Schauwerte und stellt spannende Fragen.


"Winterreise"
D 2006. Regie: Hans Steinbichler. Darsteller: Sepp Bierbichler, Sibel Kekelli/Hanna Schygulla

Der Brenninger ist ein Unternehmer vom alten Schrot und Korn. Mit den neuen Zeiten kommt er nicht klar und er versteht nicht, warum er monatelang nicht bezahlt wird, aber selbst keine Kredite mehr erhält. Kurz vor der Pleite kommt ein verlockendes Angebot zur Geldwäsche aus Afrika. Die junge Kurdin Leyla fungiert als Englisch-Übersetzerin. Aber Brenninger wird betrogen. Beide fahren nach Afrika, wo Brenninger in der Fremde zu sich findet.

Nicht die Geschichte an sich überzeugt, sondern die Art, wie sie Hans Steinbichler inszeniert mit einem bulligen, starken Bierbichler und einer zarten, aber nicht kraftlosen Kekilli als ungleiches Paar. Und so ist "Winterreise" emotional, melancholisch und böse, eine Zustandsbeschreibung des ganz alltäglichen wilden, schnellen und unsentimentalen Globalismus, in dem das Menschliche unterzugehen droht.
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