"Good Music"-Schau in Bremerhaven

Polka mit einer Portion Ragtime

"Good Music"-Ausstellung in Bremerhaven
"Good Music"-Ausstellung in Bremerhaven © Deutsches Auswandererhaus / Kay Riechers
Diethelm Knauf im Gespräch mit Mathias Mauersberger · 08.08.2017
Marsch, Walzer oder Polka - europäische Einwanderer brachten auch ihre Melodien mit nach Amerika und beeinflussten so die US-Musik. Die Ausstellung "Good Music" zeigt die musikalischen Verflechtungen auf.
Wer sich für Popmusik oder sogenannte populäre Musik interessiert, der schaut vor allem andächtig nach Großbritannien oder in die USA. Wie sich wiederum die Musik der USA durch den Einfluss europäischer Einwanderer änderte, zeigt zur Zeit eine neue Ausstellung: "Good Music" im Deutschen Auswandererhaus in Bremerhaven erzählt anhand der Geschichte zweier hessischer Bauernsöhne, die in den 1880er-Jahren in die USA auswanderten, von den Wechselwirkungen zwischen europäischer und amerikanischer Musik - von den ersten Brassbands und der langsamen Technisierung des Musikwesens.
"Good Music"-Ausstellung in Bremerhaven
Die Briefe der Brüder Schütz in der Ausstellung "Good Music"-© Deutsches Auswandererhaus / Kay Riechers
Als Ausgangspunkt der Ausstellung dienen die Schilderungen von Louis und Fritz Schütz, zwei hessischer Bauernsöhne aus dem Taunus, die es Ende des 19. Jahrhunderts nach Amerika zog. Diese beiden Männer waren allerdings keine Arbeiter oder Handwerker, sondern ausgebildete Blasmusiker. Und sie waren eifrige Briefe-Schreiber: 130 Briefe sind erhalten, die die Gebrüder Schütz an ihre Verwandten nach Deutschland schickten. Aus denen man einen umfassenden Einblick in das Leben als deutscher Musiker in den USA bekommt.

"Ein sensationeller Fund"

Für Kurator Dr. Diethelm Knauf waren die Briefe "ein sensationeller Fund". Man habe sie vor einigen Jahren durch einen Zufall im Taunus entdeckt. Für die Ausstellung habe man alle Briefe digital aufbereitet, so dass die Besucher darin stöbern können.
Zur musikgeschichtlichen Entwicklung erklärte Knauf: Nach dem Ende des amerikanischen Bürgerkriegs hätte sich viele Militärkapellen zu Tanzkapellen gewandelt. In einer solchen Kapelle hätten die beiden Schütz-Brüder eine Anstellung gefunden, um bei Veranstaltungen Marsch, Walzer und Polka zu spielen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts habe jedoch sich eine "Amerikanisierung des Repertoires" vollzogen. Es seien modernere Tänze und Elemente der "schwarzen Musik" wie Ragtime in die Unterhaltungsmusik aufgenommen worden.
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