Nie mehr live, aber mit neuem Album
Von Tina Knop · 02.06.2016
Ursprünglich wollte das schwedische Pop-Duo Roxette mit ihrem neuen Album "Good Karma" und einer Jubiläumstour goldene Zeiten aufleben lassen. Doch die Veröffentlichung wird überschattet durch die sich verschlechternde Gesundheit von Sängerin Marie Fredriksson.
Song: "It just happens"
Live wird es diese Roxette-Lieder nicht geben. Zum Touren fehle Sängerin Marie einfach die Kraft, schrieb sie ihren Fans vor kurzem. Bandkollege Per Gessle hatte längst mit ihrem Abschied von der Bühne gerechnet:
"Für mich war es keine Überraschung! Diese Entscheidung stand schon in den letzten Monaten im Raum und ich respektiere Ihren Entschluss. Marie hat Probleme mit ihrem Bein, kann schlecht laufen, was das Reisen problematisch macht! Auf der Bühne kann sie sich so auch nicht auf das Singen konzentrieren."
Wunder, dass sie zurückkehrte
Es handle sich um die Folgen ihres Hirntumors, den die Roxette-Sängerin erfolgreich besiegt habe. Schon bei ihren letzten Auftritten hatte sie deswegen die meiste Zeit auf einem Barhocker gesessen. Dass sie damals überhaupt auf die Bühne zurückkehrte, war für Per ein Wunder:
"Marie ist 2010 auf die Bühne zurückgekehrt und seitdem haben wir rund 280 Shows zusammen gespielt. Jede einzelne davon war für mich ein Geschenk, denn für mich war Roxette vorbei, als Marie 2002 erkrankte. Ich hätte nie damit gerechnet, dass sie zurück kommt. Ich versuche, dankbar und positiv zu sein!"
Genau deswegen wählte das schwedische Pop-Duo, das insgesamt gut 75 Millionen Tonträger verkauft hat, für das neue Album den spirituellen Namen "Good Karma":
"Die letzten fünf bis sechs Jahre waren für uns so schön, vor allem wegen der Liebe und Aufmerksamkeit unserer Fans weltweit. Diese positive Energie bedeutete uns viel, besonders Marie hat sie gestärkt – das ist gutes Karma, dachte ich, und dann fiel mir ein, das wäre doch auch ein toller Albumtitel!"
"Good Karma" ist das zehnte Roxette-Studioalbum. Damit besinnen sich Marie und Per auf ihre Wurzeln:
Der unverwechselbare Roxette-Sound
Wie in den 90ern spart Per nicht an flirrenden Gitarren und liefert als Songschreiber eingängige Pop-Melodien, in deren Vordergrund mal nur Maries klare Stimme glänzt, mal Per rockt und dann spielen sich die Roxettler die Vocal-Bälle wieder gekonnt zu - eben der unverwechselbare Roxette-Sound. Diesmal sollte es aber um einiges moderner, frischer klingen.
"Es ist einfach für uns, ein Lied im Roxette-Stil wie ´Listen to your Heart´ zu schreiben. Nach so vielen Jahren, machst du das quasi im Schlaf. Das bedeutet nicht, dass der Titel dann gut wäre, aber den Stil hast du eben drauf. Wir wollten uns herausfordern: es sollte der klassische Roxette-Stil sein, aber auch dem Jahr 2016 entsprechen!"
Das bescherte Songschreiber Per Gessle, der schon rund 1000 Lieder für sich und andere geschrieben hat, erst einmal viele schlaflose Nächte. Dann machte er sich auf die Suche nach neuen Einflüssen zusätzlich zum bewährten Roxette-Produzententeam aus Keyboarder Clarence Öfwermann und Christoffer Lundgvist. Die meisten der neuen Verbindungen führten allerdings ins Leere:
"Die einzigen, mit denen es klappte, waren zwei Schweden, die sich Addeboy versus Cliff nennen. Sie machen eigentlich sehr düstere, fast Gothic-Musik. Sie haben mir einfach viele Sounds und Instrumentalstücke geschickt und ich habe darauf Lieder komponiert. Das war interessant, so habe ich noch nie gearbeitet. Es hat mehrere Monate gedauert, aber hat sich gelohnt, wie Lieder wie 20 BPM zeigen."
Kein einziges Mal im Studio mit Roxette
Für die Zusammenarbeit waren Addeboy versus Cliff übrigens nicht ein einziges Mal im Studio mit Roxette. Die neue Portion Elektronik schickte das Producerteam per Mail!
Der so entstandene Roxette-Pop-Dance-Hybrid bietet elf ganz unterschiedliche Lieder, die sich neu und vertraut zugleich anfühlen und einen kleinen Trost zum Roxette-Bühnenabschied geben. Bedeutet das Ende der Konzerte eigentlich auch das Band-Ende?
"Ich glaube nicht, dass das das Ende von Roxette ist. Jetzt erscheint erst einmal das neue Album. Mal sehen, was dann kommt… ich weiß es nicht."
