"God Bless America"

Inoffizielle Hymne der USA wird 100

Von Georg Schwarte · 04.07.2018
"God Bless America" feiert Integration und Einwanderung in den USA. Das Lied wurde von einem ehemaligen Flüchtling komponiert: Irving Berlin. Von ihm stammen auch "White Christmas" und "Puttin' On the Ritz". Heute wäre er vermutlich ausgewiesen worden.
Es war der Abend des 11. September 2001. Da standen die Abgeordneten verstört auf den Stufen des Kapitols. Die Türme zusammengestürzt. Das Pentagon rauchte. Aber sie sangen sein Lied. "God Bless America", das Lied, das zur inoffiziellen Hymne der USA wurde. Vor 100 Jahren, komponiert von einem Mann, Irving Berlin, der als Fünfjähriger 1893 als Flüchtling mit seiner jüdischen Familie aus Weißrussland vor den Pogromen dort nach New York geflohen war: Seine Tochter sagt später, es war Berlins Liebeserklärung an das Land, das er liebte, weil es ihn, den Einwanderer liebte.
Heute am 4. Juli singen sie es wieder, überall am amerikanischen Unabhängigkeitstag. Vor 100 Jahren komponierte er es, 25 Jahre, nachdem er als Flüchtling und Einwanderer nach New York kam. Und er schrieb es in dem Jahr, als er die amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt. "Es war ein sehr persönliches Lied für ihn", sagt seine Tochter. "Er kam hierher und dieses Land ermöglichte ihm, zu werden, was er wurde. Ein großer Komponist."

Symbol für das Miteinander aller Einwanderer

"White Christmas", "No Business like Showbusiness" - der frühere Flüchtling schenkte Amerika so viele Lieder. Aber seine Hymne, sie wurde von Anbeginn das Lied für Toleranz und Gerechtigkeit der USA. Als der Naziterror in Deutschland begann, spielten sie es als Gegenentwurf. Monate später dirigierte er eine Menschenmenge, nachdem Eleanor Roosevelt ausgerechnet daran erinnerte, dass Furcht, die durch Ungerechtigkeit und Intoleranz geschürt werde, die größte Gefahr für die USA sein würde.
Bis heute gilt das Lied als musikalisches Symbol für Inklusion. für das Miteinander aller Einwanderer in den USA. Auch wenn die "New York Times" heute, am 4. Juli, daran erinnert, dass Irving Berlin und seine Familie, die damals in den USA Asyl fanden und aufgenommen wurden, im Amerika dieser Tage vermutlich ausgewiesen worden wären.
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