Glückssuche in Paris und ein verhinderter Radsportheld

Vorgestellt von Anke Leweke · 16.07.2008
Wie in fast allen französischen Filmen sind die Protagonisten in "So ist Paris" auf der Suche nach Glück und Liebe und reden unendlich darüber. Leider verkommt es hier zu nervigem Geschwätz mit Paris als Postkartenidyll. "Sportsfreund Lötzsch" setzt dem Radrennsportler Wolfgang Lötzsch ein filmisches Denkmal, dessen Karriere in der DDR von der Stasi verhindert wurde.
"So ist Paris"
Frankreich 2008. Regie: Cédric Klapisch. Mit: Juliette Binoche, Romain Duris, Fabrice Luchini, Albert Dupontel, Farbe, 129 Minuten

Fast jeder zweite französische Film lässt sich wie folgt zusammenfassen: Im Mittelpunkt stehen Menschen, die auf der Suche nach Liebe und Glück sind. Dabei lassen sie sich durch die Straßen des schönen Paris treiben und reden und reden. Handelt es sich um einen guten Film, wird das Gerede tatsächlich zum Diskurs über die Liebe. Handelt es sich um einen mäßigen Film, wird das Gerede zum Liebestöter.

Leider fällt "So ist Paris" in die zweite Kategorie. Wir lernen Menschen verschiedenen Alters, verschiedener Herkünfte und Berufe kennen. Sehnsucht und Einsamkeit machen die gestresste allein erziehende Mutter, ihren herzkranken Bruder, den liebestollen Professor und eine burschikose Bäckersfrau zu Seelenverwandten. Aber sie sind so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie den Blick für den anderen oder die andere längst verloren haben. Zudem sind sie selbstmitleidig und selbstgefällig, ohne eine Spur Ironie.

Bleibt nur noch Paris. Die französische Hauptstadt ist und bleibt in fast jeder Lebenslage fotogen. So treten wir mit Juliette Binoche auf den Balkon, genießen den Blick über die Dächer. Doch statt einer Kino- kann man sich auch eine Postkarte kaufen.


"Sportsfreund Lötzsch"
Deutschland 2007. Dokumentarfilm von Sandra Prechtel und Sascha Hilpert, Farbe, 85 Minuten

<im_45530>"Sportsfreund Lötzsch" (NUR IM ZUSAMMENHANG MIT DEM FILMSTART)</im_45530>In der DDR war er ein Star. Ein großes Nachwuchstalent im Fahrradsattel. Doch weil Wolfgang Lötzsch nicht in die Partei eintreten wollte, öffentlich den Staat kritisierte, durfte er 1972 nicht nach München zur Olympiade fahren. Auch wurde er von Freunden und Sportskameraden, die für die Stasi arbeiteten, überwacht und ausgehorcht.

In ausführlichen Interviews kommt der Radrennsportler in diesem Film selbst zu Wort. In kurzen und präzisen Antworten umreißt Lötzsch seine Biographie. Obwohl dem talentierten Sportler alle Möglichkeiten genommen wurden, verfällt er nie ins Selbstmitleid.

Vielleicht hat dieser Film nicht die großen Kinobilder, doch dafür hört er genau hin. "Sportsfreund Lötzsch" ist ein weiterer informativer Film zum Thema Überwachungsstaat, der zeigt, mit welcher Macht die Staatssicherheit ausgestattet war und wie systematisch sie in das Leben einzelner Menschen eingriff.