Glosse

Weg mit der ersten Halbzeit!

Sichtlich gelangweilt verfolgen Fußballfans am Freitag (18.06.2010) auf der Fanmeile vor dem Olympiastadion in Berlin die Niederlage der deutschen Elf bei derFußball-WM in Südafrika.
Gelangweilte Fans, müde Fans - Fußball muss wieder mehr Fahrt aufnehmen. © picture alliance / dpa
Von Peter Lange · 02.07.2014
Kürzen, entschlacken, einsparen - so lösen große Beratungungsagenturen oft Probleme von Unternehmen. Peter Lange fordert die FIFA in seiner Glosse auf, dasselbe zu tun: Ohne die erste Halbzeit wäre die WM deutlich kurzweiliger.
Das Achtelfinale hat es schonungslos gezeigt: Die FIFA hat mit Ihrer Fußball-WM ein Riesenproblem. Acht Spiele, davon sechs ohne Tore in der ersten Halbzeit. Insgesamt fielen in den ersten 45 Minuten überhaupt nur drei Tore. Das ist ein Grad von Ineffizienz, der nicht hinnehmbar ist. Der Workflow auf dem Spielfeld funktioniert in der ersten Halbzeit überhaupt nicht. Es sind zu viele Leute mit derselben Arbeit befasst; es gibt jede Menge Doppelarbeit und Bypass-Lösungen; die Hierarchien sind unklar; Verantwortung wird verschoben und das Unternehmensziel regelmäßig verfehlt. Dass zudem Milliarden Menschen von produktiver Arbeit abgehalten werden und völlig nutzlos eine Dreiviertelstunde auf Fernseher oder Leinwände schauen, ist weltwirtschaftlich nicht zu verantworten.
Grundlegende Reformen müssen her
Also ein klassischer Fall für McKinsey. Die Häufung der torlosen ersten Halbzeiten zeigt, dass es mit kleinen Anpassungen nicht getan ist. Eine grundlegende Reform muss her. Die erste Halbzeit ist abzuschaffen. Die zweite Halbzeit mit Verlängerung und Elfmeterschießen muss reichen. Die Vergütung der Spieler muss entsprechend angepasst werden.
Aber auch die zweiten Halbzeiten stehen nicht außerhalb der kritischen Betrachtung: drei davon torlos, fünf Verlängerungen, zwei mal Elfmeterschießen. Effizienz geht anders. Langfristig ist anzustreben, auch die zweite Halbzeit abzuschaffen. Zwei mal 15 Minuten Verlängerung und wenn nötig ein Elfmeterschießen, das sollte reichen, um mit vertretbar ökonomischem Aufwand zu entscheiden, wer der Bessere ist. Wobei wie bei Handball und Basketball das Prinzip der effektiven Spielzeit gelten könnte.
Fußball muss endlich in der digital-beschleunigten Welt ankommen
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Deutschlandradio Kultur-Chefredakteur Peter Lange© ©Deutschlandradio
Natürlich: Es gäbe dann bei Weltmeisterschaften weniger Geld zu verdienen. Aber auch da sind andere Mannschaftssportarten weiter. Auch im Fußball könnte man bei kürzerer Spielzeit einen Best-of-Five-Modus einführen. Kleinere und effizientere Betriebsstätten mit kürzeren Wegen und weniger Personalaufwand sind weitere überlegenswerte Rationalisierungsschritte. Denkbar ist auch eine höhere Ballzahl, um die Trefferquote zu optimieren.
Der Fußball muss endlich in der digital-beschleunigten Welt ankommen. McKinsey, übernehmen Sie!
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