Glosse

Eine Woche der besonderen Augenblicke

Den Kinderwagen zunächst ins Kühlhaus - eine Idee der Woche aus Amerika
Den Kinderwagen zunächst ins Kühlhaus - eine Idee der Woche aus Amerika © picture alliance / dpa / Lehtikuva Martti Kainulainen
Von Klaus Pokatzky · 18.10.2014
Ein Nobelpreis für die Franzosen, ein Kinderwunsch-Konzept für großmütterliche Eltern und zwischendurch ein Russe, von dem die meisten nicht wissen, dass er gar nicht so ein Blender war, wie alle dachten - in dieser Woche fiel der Fokus auf die Anerkannten und die Verkannten.
Dies war die Woche der Hoffnung. Es geht aufwärts. Nehmen wir nur Frankreich. Unsere Lieblingsnachbarn liegen ja wirtschaftlich ziemlich am Boden. Und da bekommt nun ein Franzose den Wirtschaftsnobelpreis. Das heißt nicht: den Bock zum Gärtner machen. Das heißt, dass es jetzt einfach nur aufwärts gehen kann. Schließlich hat ja schon Marie Antoinette gesagt: Wenn die Menschen kein Geld für Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen.
Marie Antoinette war als Gattin des Königs eine Frau in einer Führungsposition schon vor fast 250 Jahren. So wie Katharina die Zweite in Russland. Die hatte einen grandiosen Favoriten – wie die Liebhaber der Frauen in Führungspositionen einst hießen.
Der verkannte Potemkin
Katharinas Favorit Grigori Alexandrowitsch Potemkin wurde in dieser Woche mal wieder hässlich missbraucht – nachdem der Petersburger Dialog zwischen Deutschen und Russen abgesagt worden war, wegen des Treibens von Zar Wladimir. Der grüne Politiker Ralf Fücks hat diesen Dialog als "potemkinsche Fassade" bezeichnet.
Da ist er wieder reingefallen auf das törichte Propagandageschwätz, nachdem der brave Grigori Alexandrowitsch seiner Katharina Dörfer aufgebaut hätte, die nur Fassaden waren. Dieses Gerücht hatte einst ein sächsischer Diplomat am Hofe in St. Petersburg, Georg von Helbig, in die Welt gesetzt. Und seitdem wird es gedankenlos nachgeplappert. Tatsächlich war der Fürst Potemkin kein Blender und seine massiven Gebäude und Dörfer haben nicht nur den deutschen Kaiser Joseph II. beeindruckt, sondern selbst die wirtschaftlich immer schon so ausgefuchsten Franzosen.
Unterstützen durch Einfrieren
An dem russischen Fürsten sollten sich unsere Kommunalpolitiker mal ein Beispiel nehmen, wo die Straßen immer mehr verfallen. Aber der verlogene sächsische Gesandte von Helbig hatte wohl seine Probleme mit Frauen in Führungspositionen. Und Katharina hat mit ihrem Grigori den schönsten deutsch-russischen Petersburger Dialog getrieben, der überhaupt nur denkbar ist. Im Gegensatz zu den frauenfeindlichen Deutschen kannten ja selbst die Russen schon im 18. Jahrhundert die weibliche Thronfolge und so regierten im Jahrhundert Voltaires und Rousseaus 68 Jahre Frauen auf dem Zarenthron und nur 32 Jahre lang Männer.
Inzwischen bekennt sich endlich selbst das rückständige Teutonien zur weiblichen Thronfolge und Angela die Erste kämpft nun heftig für die gesetzliche Frauenquote in Aufsichtsräten und Vorständen von Unternehmen. Die wahren Herrscher unserer heutigen Welt gehen noch einen Schritt weiter. Apple und Facebook wollen ihren Mitarbeiterinnen das Einfrieren von Eizellen bezahlen. Dann können die Frauen auch endlich im digitalen Männer-Milieu – wo die wahre Musik gespielt wird – Karriere machen und dann später im Großmutteralter ihren niedlichen Nachwuchs im Kinderwagen durch den Park schieben. Das ist auch gut so. Bekanntlich haben ja die Großeltern ein besonders inniges Verhältnis zu ihren Enkeln, ein viel besseres als die Eltern zu ihren Kindern.
Wenn dann jetzt einfach eine Generation übersprungen wird, dann werden die Menschen alle einfach glücklicher. Eine solche Lösung wäre noch nicht einmal Marie Antoinette eingefallen.