Gleichberechtigung

Die Mutter des Grundgesetzes

Die Schauspielerin Iris Berben als Abgeordnete und Juristin Elisabeth Selbert in dem historischen ARD TV-Drama "Sternstunde ihres Lebens".
Die Schauspielerin Iris Berben als Abgeordnete und Juristin Elisabeth Selbert in dem historischen ARD TV-Drama "Sternstunde ihres Lebens". © picture alliance / dpa / Horst Galuschka
Von Christian Berndt · 21.05.2014
Es war nur ein Satz, aber er bedeutete eine Revolution: "Männer und Frauen sind gleichberechtigt". Die Juristin Elisabeth Selbert sorgte dafür, dass er im Grundgesetz steht. Die ARD widmet ihr heute Abend um 20.15 Uhr den Film "Sternstunde ihres Lebens".
Aus dem Film:
"Verehrte Anwesende, ich begrüße Sie in dieser historischen Stunde."
Theodor Heuss eröffnet im Herbst 1948 den Parlamentarischen Rat, der das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland ausarbeiten soll. Zu den 65 Mitgliedern zählt als eine von nur vier Frauen Elisabeth Selbert. Die engagierte Familienanwältin, gespielt von Iris Berben, sieht das Thema Gleichberechtigung als vordringliche Frage. Anders als ihre SPD-Parteigenossen:
Aus dem Film:
"Sag mal Carlo, ich finde in den Herrenchiemsee-Protokollen gar nichts zu der Frage der Gleichberechtigung. Wann habt ihr das denn besprochen? – Gar nicht, waren ja nur Herren anwesend. – Die Frauenrechte sind auf dem Stand der Jahrhundertwende, und wenn sich da was ändern soll, brauchen wir eine neue Formulierung im Grundgesetz. – Lass es mich doch bitte wissen, wenn Du einen konkreten Entwurf hast. – Den habe ich: Männer und Frauen sind gleichberechtigt."
Was sich selbstverständlich anhört, ist verglichen mit der bis dahin vorgesehenen Regelung eine Revolution:
Aus dem Film:
"Was genau ist denn falsch an der bisherigen Formulierung? – Sie bezieht sich nur auf die juristische Gleichstellung und berührt nicht die zivilrechtlichen Fragen, den Alltag. Frauen sind nur beschränkt geschäftsfähig, sie dürfen ohne die Zustimmung ihres Mannes weder einen größeren Kaufvertrag abschließen, noch eine Stelle annehmen. Sie sind so gut wie unmündig."
"Sternstunde ihres Lebens" schildert den politischen Kampf dieser bemerkenswert fortschrittlichen Frau, erzählt parallel aber auch von der gesellschaftlichen Stimmung jener Jahre: Selberts junge Sekretärin Irma, gespielt von Anna Maria Mühe, hat erst mal andere Probleme als die Emanzipation. Ihr Mann ist im Krieg gefallen, jetzt sucht sie eine gute Partie. Erst nach einer bitteren Enttäuschung beginnt sie, sich für Frauenrechte zu interessieren.
Plakate aus dem Nachlass der SPD-Politikerin Elisabeth Selbert sind in Kassel im Archiv der deutschen Frauenbewegung zu sehen.
Plakate aus dem Nachlass der SPD-Politikerin Elisabeth Selbert sind in Kassel im Archiv der deutschen Frauenbewegung zu sehen.© picture alliance / dpa
Selberts Kampf erscheint zunächst aussichtslos, ihre Vorschläge finden im Rat keine Mehrheit. Als ihre Sache verloren scheint, startet sie eine großangelegte Tour, hält Reden im ganzen Land und im Rundfunk. Das Ergebnis der Kampagne macht selbst Selbert fassungslos:
Aus dem Film:
"Was ist denn hier los? – Was halten Sie davon? – Heißt das, das sind ... - Fragen Sie nicht, seit heute morgen geht das so: Frauenvereine, Belegschaften, Beamtinnenkreise..."
Selberts Büro erreichen Wäschekörbeweise Zuschriften von Tausenden Frauen, die ihren Kampf unterstützen. Diese Lawine kann auch der Parlamentarische Rat nicht mehr aufhalten.
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