Glanzvolle Ausstellungsstücke

Von Alexandra Gerlach |
Bei den Dresdner Kunstsammlungen gibt es in diesem Jahr gleich mehrere Neueröffnungen. Die Porzellansammlung ist nun in sanierten Räumlichkeiten zu sehen - und in barocker Farbenpracht.
Peter Marino, Architekt aus New York: "This porcellane collection is unique in the world, it's an incredible treasure, and the idea of bringing it en valeur to all the people of the world is for an architect a very, very important commission!"

Peter Marino ist hingerissen. Der exzentrische Architekt und leidenschaftliche Porzellansammler aus New York sitzt mitten in der Dresdner Porzellansammlung und freut sich über sein Werk. Diese Sammlung sei einzigartig, schwärmt er, und der Auftrag, sie in Szene zu setzen sei eine ganz große Ehre für ihn gewesen. Ein wenig kurios wirkt er schon an diesem Ort. Ganz in schwarzes Leder gekleidet mit einer schwarzen Lederschirmkappe auf dem Kopf und massivem Silberschmuck an Hals und Händen. Peter Marino ist neben dem prachtvollen Porzellan der Star des Tages.

Nur wenige Monate hatte er Zeit, die bis dahin eher traditionelle Ausstellung von Chinesischem. Japanischen und Meissener Porzellan des 18. Jahrhunderts glanzvoll in Szene zu setzen. Barocke Lebensfreude, wohin man blickt, kräftige Farbtöne zieren die Wände im Bogengang, Seidenbespannungen in goldenem Gelb, einem warmen, hellen Rot, Türkis oder Violett lassen das weiß-blaue China-Porzellan leuchten. Große, bunte Imari-Deckelvasen aus Japan spiegeln sich in braun-melierten hochglanz-lackierten bogenförmigen Wandnischen.

An der Decke funkeln die Prismen prachtvoller Kristalllüster, die auch aus dem Innenhof des Zwingers nicht zu übersehen sind. Sehr bewusst hat Marino mit der barocken Pracht gespielt:

Peter Marino, Architekt: "Sie müssen auch verstehen, es ist wichtig, dass man diese Atmosphäre, diesen Geist, der gelebt wurde in 1715 , dass man das hier rein bringt und die meisten Museen versuchen ja die Exponate aus einer fremden Zeit in unsere neue Zeit hereinzubringen und wir wollen das Lebensgefühl der Zeit hereinbringen."

Das sei überaus gelungen, meint auch Ulrich Pietsch, der Direktor der Dresdner Porzellansammlung.

Ulrich Pietsch, Direktor Porzellansammlung: "Das ist wirklich eine Sternstunde unglaublich, das Beste, was ich in meiner ganzen Karriere erlebt habe."

Er ist überglücklich mit der neuen Präsentation, dies um so mehr, seit erst kürzlich endgültig geklärt werden konnte, dass das Meissner Porzellan tatsächlich das älteste Hartporzellan in Europa ist.

Ulrich Pietsch: "Insgesamt ist das wirklich ein Gesamtkunstwerk geworden, eine tolle Interpretation, es hebt das Porzellan geradezu, also es hat seinen wert zurückerhalten, seine Wertschätzung als Luxusobjekt, als Kunstwerk. Ich glaube wir haben hier etwas zurück gewonnen und zwar im Geiste des Barock und die Begeisterung für Porzellan, die Liebe zum Porzellan, die möchte ich auch an die Besucher vermitteln."

Auch die berühmten Tierplastiken aus Meissener Porzellan aus der Hand des legendären Modelleurs Kaendler stehen und sitzen von der Glasvitrine befreit auf goldenen Halbsäulen oder auf vergoldeten Felsbrocken, die von Pagodenförmigen Baldachinen überdacht werden. Angesichts des vielen Goldes in der Ausstellung wiegelt der von Stellenabbau und Personalmangel betroffene Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Martin Roth lachend ab:

"Das ist Styropor, dass ist kein massives Gold da drüben, das sind nicht die sächsischen Goldberge, die sie hier sehen."

Leider nicht, möchte man hinzufügen. Denn die Idee, im vis-a-vis auf der anderen Elbseite gelegenen, Japanischen Palais ein Porzellanschloss und weitere Ausstellungsräumlichkeiten einzurichten, ist vorerst aus Geldmangel geplatzt. Die Zeiten werden härter, auch für die erfolgreichen Dresdner Kunstsamlungen.

Martin Roth: "Wir haben kaum mehr Mitarbeiter, die Leute, die bei uns arbeiten, arbeiten sieben Tage die Woche die doppelte Arbeitszeit, als was sie her sehen ist eine große Selbstausbeutung das das nicht immer so weitergehen wird ist, glaube ich, allen klar, aber dass wir jetzt in diesem Jubiläumsjahr nicht quasi in der letzten Sekunden anfangen werden uns die die Beine selbst wegzuschlagen, und damit zu schaden, ich glaube davon sind alle überzeugt."

Der Besucher merkt von dieser angespannten Lage nichts. Fast hautnah kann er das kostbare Porzellan erleben und bestaunen. Überraschend wenige Vitrinen sind in der Ausstellung noch aufgestellt. Die Wände stattdessen über und über mit goldenen Konsolen besetzt, darauf frei exponiert Vasen in allen Formen und Farben, die in ihrer Zusammensetzung wieder ein Bild formen. Naturnah präsentieren sich die Vogelplastiken aus Meissener Porzellan vor der mit Blättern und Zweigen geprägten Ledertapete.

Auch Peter Marino kann sich dem Zauber dieser kostbaren Raritäten nicht entziehen, für ihn seien die Meissner Tierplastiken bedeutender als die Mona Lisa:

Peter Marino: "In fact the Meissen animals are for me more important than the Mona Lisa."