"Ginger und Rosa"

Von Jörg Taszman · 10.04.2013
Bild und Stimmung in Sally Potters neuem Film überzeugen. In "Ginger und Rosa" erzählt die Regisseurin von einer Mädchenfreundschaft und damit die Geschichte kleiner und großer Glücksmomente und kleiner und großer Enttäuschungen.
Geboren am Tag des Atombombenabwurfs auf Hiroshima sind Ginger und Rosa von klein auf beste Freundinnen. Sie schaukeln Hand in Hand, kichern zusammen und probieren gemeinsam coole Klamotten aus.

1962 sind dann beide 17. Es ist die Zeit der Kuba-Krise und vor allem die sanfte, rothaarige Ginger fühlt sich von der Bombe bedroht. Langsam kriselt es zwischen den Mädchen, denn Rosa entdeckt Jungs, Lust, Sex und Männer. Es kommt öfter einmal vor, dass sie spontan mit Jungs" rummacht", während Ginger nur die Rolle der Zuschauerin bleibt. Und während die Welt an den Rand der nuklearen Katastrophe rückt, kristallisiert sich für die Mädchenfreundschaft ein ganz anderes Problem heraus: Rosa hat sich in Roland, einen sich anarchistisch gebenden Intellektuellen verliebt. Und Roland ist Gingers Vater.

Mit viel Gefühl für Stimmungen und eindrucksvollen Bildern fängt Regisseurin Sally Potter in ihrem bisher konventionellsten Spielfilm Stimmungen ein. Wenn die Kamera sich nur auf die beiden jungen Darstellerinnen konzentriert, die Handlung verdichtet und in Miniaturen aus Bildern und Tönen erzählt, funktioniert der Film.

Problematischer sind die Dialoge, der politische Kontext, der zu strapaziert und konstruiert wirkt. Elle Fanning verkörpert Ginger mit einer rührenden mädchenhaften Naivität und Begeisterung, während Alice Englert als Rosa reifer und komplexer agieren darf. Neben diesen überzeugenden, jungen Hauptdarstellerinnen sieht man in Nebenrollen so bekannte Schauspieler wie Alessandro Nivola als Roland, oder die leider fehlbesetzte Amerikanerin Christina Hendricks (die Chefsekretärin aus der US Serie "Mad Men"). Amüsant und überzeugend dagegen sind Anne Bennet oder Timothy Spall als politische Salonaktivisten.

Und so ist "Ginger und Rosa" ein sympathischer, durchaus sehenswerter Film mit einigen dramaturgischen Schwächen ,wie einem ins Melodrama abgleitenden Schluss. Und so lebt das ambitionierte Werk mehr vom Feeling und seinen Bildern , als inhaltlich durchgehend zu überzeugen.

GB, Kanada, Dänemark, Kroatien 2012. Regie und Drehbuch: Sally Potter; Produktion: Andrew Litvin, Reno Antoniades, Christopher Sheppard; Kamera:; Hauptdarsteller: Christina Hendricks, Elle Fanning, Alice Englert, Annette Bening, Alessandro Nivola, Jodhi May u.a.; 90 Minuten; FSK ab 12 Jahre
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