Gidon Kremer zu Gast bei der Sächsischen Staatskapelle

Prometheische Opfer

Vladimir Jurowski
Der Dirigent Vladimir Jurowski © Sheila Rock
30.06.2015
Mystik und Verstandeskraft finden zusammen in drei großen Werken des russischen Repertoires - die Dresdner Staatskapelle bringt unter Leitung von Vladimir Jurowski Musik von Sofia Gubaidulina, Sergej Tanejew und Alexander Skrjabin zu Gehör. Zu Gast in der Semperoper ist außerdem der Geiger Gidon Kremer.
Sofia Gubaidulina ist "Capell-Compositrice" der Sächsischen Staatskapelle Dresden – das Werk dieser bedeutenden Komponistin tatarisch-russischer Abstammung wurde also im Laufe der zu Ende gehenden Spielzeit in den Fokus gerückt. Gidon Kremer hat ihr in den 1980er Jahren zum internationalen Durchbruch verholfen – inzwischen kann sich die seit ihrer Emigration in der Nähe von Hamburg lebende Komponistin, die im kommenden Oktober 84 Jahre alt wird, über weltweite Auszeichnungen und Aufträge freuen.
Gidon Kremer ist wohl wie kein zweiter Geiger dieser Welt mit dem Solopart von Gubaidulinas "Offertorium" vertraut und wird dieses ungewöhnliche Violinkonzert zum Auftakt spielen.
Sergei Tanejew – einst Wunderkind – hat seine Kantate "Johannes Damaszenus" als Endzwanziger komponiert – er bezieht sich auf den Heiligen Johannes von Damaskus – hier kommt großes humanistisches Gedankengut zum Klingen.
Am Schluss dann ein Kapitel Musikrevolution in Richtung Mystizismus – Prometheus, der Vorausdenkende, ist Skrjabins Leitfigur gewesen. Genauso wie dieser antike Held der Menschheit das Feuer brachte, will Skrjabin der Musikwelt mit diesem Poem eine Vereinigung der Künste als mystisch-religiösen Ritualvorgang vorstellen. Außer einem Chor kommt in seinem Poème auch ein Klavier zum Einsatz, das in der Semperoper an diesem Abend von Igor Levit gespielt wird.
Am Pult der Sächsischen Staatskapelle steht einer der profiliertesten jüngeren Dirigenten, der 1972 in Moskau geborene Vladimir Jurowski, derzeit Chefdirigent des London Philharmonic Orchestra.
Live aus der Semperoper Dresden
Sofia Gubaidulina
„Offertorium" - Konzert Nr. 1 für Violine und Orchester
ca. 20.45 Uhr Konzertpause
Sergej Tanejew
„Johannes Damaszenus" - Kantate op. 1
Alexander Skrjabin
„Promethée. Le poème du feu" für Orchester, Chor und Klavier op. 60
Gidon Kremer, Violine
Igor Levit, Klavier
Sächsischer Staatsopernchor
Sächsische Staatskapelle Dresden
Leitung: Vladimir Jurowski