Gewalt gegen Polizistinnen

"Gleichberechtigung im Negativen"

Sechs Polizisten in Zweierreihen von hinten, bekleidet mit Westen mit der Aufschrift "Polizei"
Gewalt gegen Polizisten gehört heute zum Alltag. Die Täter greifen dabei auch vermehrt Beamtinnen an. © imago / Michael Eichhammer
Dagmar Hölzl im Gespräch mit Anke Schäfer  · 25.11.2016
Polizistinnen sind immer häufiger Gewalttaten ausgesetzt, klagt die Beauftragte für Chancengleichheit der Gewerkschaft der Polizei, Dagmar Hölzl. Zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen forderte sie mehr Respekt für die Beamtinnen.
Im vergangenen Jahr seien laut Kriminalitätsstatistik fast 11.000 Polizistinnen Opfer von Gewalttaten geworden, sagte die die Beauftragte für Chancengleichheit der Gewerkschaft der Polizei, Dagmar Hölzl im Deutschlandradio Kultur. Das sei eine riesige Zahl, die von Jahr zu Jahr weiter ansteige. "Das sind zum einen verbale Geschichten, dass die Kolleginnen in Uniform angegangen werden, beschimpft werden mit ganz schrecklichen Schimpfworten wie Hure und Bullenschlampe", sagte Hölzl. Die schlimmeren Beschimpfungen lasse sie aus. "Es wird öfter gemacht, dass die Kolleginnen angespuckt werden, das finde ich ist schon sehr extrem."
Es werde ihnen aber auch in die Haare gegriffen oder daran gezogen, geschubst oder getreten. Im schlimmsten Fall werde eine Bierdose ins Gesicht geworfen. All dies geschehe ohne Grund und ohne einen erkennbaren Anlass, einfach nur weil eine Kollegin da sei. "Das ist eigentlich das schlimmste." Die Täter stammten aus allen Teilen der Gesellschaft.

Keine Schonung mehr für Frauen

Früher seien Polizisten oft wegen ihrer Weiblichkeit von solchen Vorfällen verschont geblieben, sagte Hölzl. Es gehörte sich für viele Männer nicht, eine Frau zu beleidigen oder zu schlagen. "Dieser Schutz scheint uns irgendwie abhanden gekommen zu sein," sagte sie. "Man könnte böse sagen, dass ist jetzt die Gleichberechtigung im Negativen."

Der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen

Der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen ist ein Aktionstag zur Bekämpfung von Diskriminierung und Gewalt jeder Form gegenüber Frauen und Mädchen. Entstanden ist er durch den Fall der Schwestern Mirabal: Sie wurden 1960 in der Dominikanischen Republik durch Militärangehörige des damaligen Diktators Rafael Trujillo verschleppt und ermordet. 1981 wurde bei einem Treffen lateinamerikanischer und karibischer Feministinnen der 25. November zum Gedenktag der Opfer von Gewalt an Frauen ausgerufen und 1999 offiziell von den Vereinten Nationen als offizieller Gedenktag übernommen.
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