Gesine Schwan würdigt „friedensstiftende Tätigkeit“ von Yunus

13.10.2006
Die Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder, Gesine Schwan, hat die Entscheidung des Nobel-Komitees begrüßt, den diesjährigen Friedensnobelpreis an den Wirtschaftsfachmann Mohammed Yunus und die von ihm gegründete Grameen-Bank in Bangladesch zu vergeben.
Die Entscheidung richte das Augenmerk darauf, wie man mit langfristiger Politik und nicht mit spektakulären Einzelaktionen zu Frieden und Wohlstand in den Gesellschaften beitragen könne, sagte die Professorin: "Das, was mit der Grameen-Bank vorangebracht worden ist, ist eine ausgesprochen friedensstiftende Tätigkeit". Gerade Frauen würden durch die Kreditpolitik der Bank zu eigenständiger geschäftlicher Tätigkeit herangeführt und in ihrer Verantwortung auch ihren Kindern gegenüber gestärkt.

Der Wissenschaftliche Direktor des Hamburger Instituts für Friedensforschung, Prof. Michael Brzoska, zeigte sich von der Entscheidung aus Stockholm überrascht. Dennoch sieht er in der Entscheidung, den Preis nach zwei Jahren wieder in den Entwicklungsbereich zu geben, keinen Paradigmenwechsel. "Das Nobel-Komitee hat auch in der Vergangenheit den Friedensbegriff schon sehr weit interpretiert", sagte Brzoska.

Gleichzeitig würdigte Brzoska die Leistung der Preisträger: "Die Grameen Bank vergibt nicht nur Kredite sondern fördert auch Maßnahmen, wie zum Beispiel zum Ausbau der dörflichen Infrastuktur." Damit sollten insbesondere die Dorfbewohner erreicht werden, die die Masse derjenigen stellten, die unter absoluter Armut leiden.

Mohammed Yunus habe gezeigt, "dass eine Kreditverleihung an ganz arme Menschen sich auch wirtschaftlich lohnen kann", so Brzoska. Seine Grameen-Bank arbeite weitgehend ohne staatliche Zuschüsse: "Vielleicht ist es auch eine Absicht des Komitees, wieder mehr Schwung in die Sache zu bringen, die Idee von Junus weiterzuentwickeln und noch mehr solche Banken aufzubauen."