Geschlechtergerechte Verhütung

Keine Lobby, keine Forschungsgelder

06:26 Minuten
Illustration: Eine Banane guckt aus dem Hosenschlitz einer Jeans heraus.
Auch der Mann muss ran, wenn es um Verhütung geht, findet die Studentin Jana Pfenning. In ihrer Generation sehen das offenbar viele Männer genauso. © unsplash / Deon Black
Jana Pfenning im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 01.06.2021
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Mit der Initiative "Better Birth Control" setzt sich Jana Pfenning für geschlechtergerechte und nebenwirkungsfreie Verhütungsmittel ein. Inzwischen wollten sich auch Männer an Verhütung beteiligen, sagt sie. Doch es fehle an Geld zur Erforschung neuer Mittel.
Vor 60 Jahren wurde in Deutschland die Antibabypille . Damals eine Revolution - doch seitdem ist in Sachen Verhütung recht wenig passiert. Besonders bei der geschlechtergerechten Verhütung ist noch viel Luft nach oben.
Warum eigentlich, hat sich die Studentin Jana Pfenning gefragt. In persönlichen Gesprächen machte sie die Erfahrung, dass eigentlich alle - Männer wie Frauen - unzufrieden mit den gegenwärtigen Verhütungsmöglichkeiten sind: Männer damit, dass ihnen im Prinzip nur das Kondom zur Verfügung steht, Frauen beklagten sich über die Nebenwirkungen der Pille.

Auch Männer wollen verhüten

Auch Männer seien heutzutage bereit, sich um Verhütung zu kümmern, betont Pfenning: "Gerade in meiner Generation – ich bin Mitte 20 – hat sich bei jüngeren Männern doch einiges getan."
Auch Studien zeigten die Bereitschaft von Männern, sich an der Verhütung zu beteiligen:
"Zum Beispiel gibt es von 2005 eine Umfrage, die in den führenden 30 Industrienationen durchgeführt und bei der gefragt wurde: Würden Sie ein Verhütungsmittel nehmen, wenn es eines für Sie gäbe? Über 60 Prozent der befragten Männer haben gesagt: Ja, sie würden das machen. Und das war im Jahr 2005. Seitdem hat sich in Sachen Männerbild doch noch mal viel getan."

Viel Resonanz auf die Internet-Petition

Insofern sieht die Studentin den Grund für den weitgehenden Stillstand im Bereich der Verhütungsmittel vor allem darin, dass es an einer politischen Lobby fehlt - und in der Folge an Forschungsgeldern. Gemeinsam mit ihrer Kommilitonin Rita Maglio hat Pfenning deshalb im Januar die Initiative "Better Birth Control" ins Leben gerufen, um Politikerinnen und Politiker für ihr Anliegen einer geschlechtergerechten, nebenwirkungsfreien Verhütung zu gewinnen. Zudem haben die beiden Studentinnen eine Internet-Petition gestartet - mit einiger Resonanz:
"Wir haben mittlerweile 115.000 Unterschriften", betont Pfenning. Auch von politischer Seite sei das Interesse "sehr groß". So habe etwa die SPD das Thema Verhütung in ihr aktuelles Wahlprogramm aufgenommen.
(uko)
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