Sterne-Sänger zum Otzenbunker-Aus

Legendärer Hamburger Probebunker dicht gemacht

Frank Spilker, Gitarrist und Sänger der Band "Die Sterne" in Hamburg im Proberaum der Band.
Sein Hamburger Proberaum wurde bisher noch nicht geschlossen: der Sterne-Sänger und -Gitarrist Frank Spilker. © Axel Heimken/ dpa
Frank Spilker im Gespräch mit Martin Böttcher · 15.01.2019
Die Sterne, Tocotronic, Blumfeld: Etliche bekannte Hamburger Bands haben im Otzenbunker auf Sankt Pauli geprobt. Nun wurde er wegen Sicherheitsbedenken geschlossen. Proberäume werden knapp. Eine "fatale Entwicklung", meint Sterne-Sänger Frank Spilker.
Wo sonst Gitarren, Schlagzeuge und Bässe ordentlich aufdrehen, ist es nun still: der legendäre Otzenbunker auf Sankt Pauli darf nicht mehr für Bandproben genutzt werden. Dem Eigentümer wurde die Genehmigung entzogen, wegen fehlender Notausgänge, schlechter Belüftung. Anwohner sollen sich außerdem über Lärm beschwert haben. Mehr als 100 Bands haben keine Bleibe mehr.
Auch Sterne-Sänger Frank Spilker war im Otzenbunker unterwegs, hat dort geprobt. Wie fast jeder, der aus der Hamburger "Gitarren-Szene" kommt. "Die Bedingungen sind hart. Ich habe mich schon immer gewundert, dass da nicht mehr Champignon-Züchter auch mit drin sind."

Die Kunstszene verschwindet als erstes

Die schlechte Luft sei den meisten Musikern aber ziemlich egal. Solange die dicken Wände des Bunkers für ausreichend Schallschutz sorgen. "Man braucht einen Ort, der erreichbar ist und wo man so richtig Lärm machen kann. Und das ist selten in der Großstadt."
Im Zuge der Wohnungsnot schwinden die letzten Freiräume in Großstädten wie Berlin oder Hamburg. Wo noch eine Lücke klafft, werden Wohnblocks gebaut, "was einerseits gut ist, weil Leute mehr Wohnungen finden", betont Spilker. Doch die Kunstszene verschwinde bei diesem Prozess als erstes, zurück bleibt eine genormte Wohnlandschaft. "Eine fatale Entwicklung für eine Stadt, die mit Leuchtturmprojekten wie dem Reeperbahnfestival für sich wirbt", meint Spilker.

Ein "Führerschein" für Zugezogene auf Sankt Pauli

Die Bands aus dem Otzenbunker fordern nun, dass das Gebäude soweit hergerichtet wird, dass es für Proben wieder genutzt werden kann.
Spilker hat aber noch einen anderen Wunsch: eine Art Führerschein für Leute, die in Sankt Pauli eine Wohnung kaufen oder beziehen. "Dass sie vorher aufgeklärt werden, dass man nachts auf Sankt Pauli auch mal Geräusche hört." Vielleicht klappt es dann ja auch besser mit den alteingesessenen Band-Bunker-Nachbarn.
(lk)
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