Gesänge der Versöhnung

Gast: Friedrich Dieckmann / Moderation: Michael Dasche · 14.10.2012
Das 1820 einsetzende klavieristische Spätwerk Ludwig van Beethovens steht im Zeichen der Überwindung schwerer Krisen im privaten Leben des Komponisten, aber auch seiner Abscheu von der unerträglichen Dumpfheit des politischen Klimas zu Zeiten der Metternichschen Ära. Beethovens Aufbegehren gegen die starren äußeren Verhältnisse geht einher mit einem wachsenden Verlangen nach Aussöhnung mit der Welt, nach innerem und äußerem Frieden.
"Gesänge der Versöhnung" werden denn auch namentlich in der mittleren der drei letzten Klaviersonaten Beethovens, der As-Dur-Sonate op. 110, vernehmbar. In ihr findet Widerhall, was auch die Intention des wichtigsten Kontextwerkes, nämlich der "Missa solemnis", ist. Der großen Messe vergleichbar, durchmisst Beethoven im Format der Sonate einen weiten Bogen: "von der Unschuld des Anfangs über Zwist und Streit, Klage, Leid und Verzagen zu mutigem Aufschwung durch die Kraft des Geistes" (Jörg Demus).

Im Gespräch mit Michael Dasche markiert der Schriftsteller Friedrich Dieckmann die wichtigsten Peripetien der Sonate anhand und im Vergleich exemplarischer historischer Aufnahmen: mit Interpretationen von Edwin Fischer (1938), Glenn Gould (1956), Friedrich Gulda (1968), Swjatoslaw Richter (1965/1991), Mauricio Pollini (1976), Emil Gilels (1985), Mitsuko Ushida (2006), Nelson Freire (2008) und Rudolf Buchbinder (2011).