Gerhard Rühm: "blumenstück"

Alphabet der Klänge

58:20 Minuten
Heruntergefallene weiße Rosenblätter auf grünem Rasen
Meditation über die Schönheit des Vergehens © Carolin Naujocks
von Hubert Steins · 02.07.2020
Gerhard Rühm haben es Sprache, Musik und Bild gleichermaßen angetan. Für sein "blumenstück" verwandelt der Dichterkomponist die Buchstaben der Blumennamen in Klänge, um so die Grenzen von Sprache, Musik- und Bildsprache zu verflüssigen.
Am 12. Februar feierte der Dichter, Komponist und Bildende Künstler Gerhard Rühm seinen 90. Geburtstag. Als Mitbegründer der Wiener Gruppe gehört er seit den 1950er Jahren zu den wichtigsten Vertretern der experimentellen bzw. konkreten Poesie.
Gerhard Rühms runder Geburtstag gab dem Krefelder Theater am Marienplatz (TAM) Anlass, gleich neun verschiedenene Projekte von ihm aufs Programm zu setzen. Neben der Aufführung experimenteller Texte standen einige der selten gespielten Klavierwerke auf dem Programm. Unter anderem das 1984 komponierte "blumenstück", das Theaterleiter Pit Therre 1985 im TAM uraufgeführt hatte. Für diese Aufführung aus dem Dezember 2019 hat er sich das Stück noch einmal vorgenommen.
Ein Einblick in die Partitur von Gerhard Rühms 1984 entstandenen „blumenstück“
Verklingende Blüten: ein Einblick in die Partitur von Gerhard Rühms „blumenstück“ für Klavier aus dem Jahr 1984© Hubert Steins
Die äußerst stille Komposition gehört zu einer kleinen Gruppe von Werken, in der Gerhard Rühm deutsche Schriftsprache in Klang transformiert hat.

Eine Klangmeditation für den privaten Gebrauch

Dem "blumenstück" liegt ein alphabetisches geordnetes Lexikon mit 168 europäischen Blumennamen zugrunde. Die daraus abgeleiteten Tongebilde werden auf dem Klavier angeschlagen und dürfen danach in die Stille hinein ausklingen. So ist dann Rühms "blumenstück" eine Meditation über die Schönheit des Verklingens oder - um im Bild der Blume zu bleiben - des Vergehens.

Gerdhard Rühm:
"blumenstück" (1984) für Klavier

Pit Therre, Klavier

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