Georgien bei Young Euro Classic 2015

Der aufmüpfige Rand

New Georgian Philharmonic.
New Georgian Philharmonic. © Young Euro Classic
25.08.2015
Überschwang und musikalische Überraschungen gehören zu den Markenzeichen des Festivals, ebenso wie Begeisterung und Hingabe. Aus Norwegen, Georgien und Estland, aus der Ukraine, der Türkei, und den Niederlanden, aus Großbritannien, China und Rumänien, aus Deutschland und Israel kommen die jungen Musikerinnen und Musiker unter anderem in diesem Jahr in das Konzerthaus am Gendarmenmarkt.
Deutschlandradio Kultur ist seit dem ersten Festivaljahrgang im Jahr 2000 Medienpartner, in diesem Jahr übertragen wir neben dem Eröffnungskonzert mit dem "Young Philharmonic Orchestra Jerusalem Weimar" die Konzerte des "Jovem Orquestra Portuguesa" und des "New Georgian Philharmonic". Live senden wir das Konzert des "I, Culture Orchestra", das an sich schon international besetzt ist mit Musikerinnen und Musikern aus der Ukraine, aus Polen, Moldau, Georgien, Weißrussland, Aserbaidschan und Armenien.
Werke der europäischen Klassik werden kombiniert mit Werken aus den jeweiligen Heimatländern der Musikerinnen und Musiker – und in vielen Fällen auch mit Ur- und Erstaufführungen junger Komponistinnen und Komponisten.
Zwei komponierende Jubilare stehen im Mittelpunkt beim Konzert des New Georgian Philharmonic: Der Este Arvo Pärt und der Georgier Giya Kancheli. Pärt hat sich als Meister meditativer Klangflächen eine große Fangemeinde geschaffen. Die drei Werke des Geburtstagskonzerts bei Young Euro Classic reichen von der unverhüllten Bach-Hommage „Credo" (1968) über das von permanenter metrischer Unruhe geprägte „trisagion" für Streichorchester bis hin zu der Trauermusik, die Pärt 2006 zum Tod seines Freundes, des estnischen Staatspräsidenten Lennart Meri, komponiert hat. Auch der Georgier Kancheli widerstand dem offiziellen Musikgeschmack der Sowjetunion, schlug einen kühnen Bogen zwischen der Volksmusik seiner Heimat und westlicher Avantgarde. Ebenso kühn sind die Besetzungen seiner beiden Werke in diesem Konzert: „Silent prayer" (Stilles Gebet) lotet die gegensätzlichen Klangwelten von Streichern, Vibraphon und Bassgitarre aus, während in „Styx" die Solobratsche wie einst der antike Fährmann Charon zwischen Diesseits und Jenseits, zwischen Chor und Orchester vermittelt.
Das New Georgian Philharmonic blickt in seinem Bestehen als Orchester auf eine lange Tradition zurück: Seit 90 Jahren ist das ehemalige Staatliche Symphonieorchester Georgiens der führende Klangkörper des Landes und konzertierte in vielen Sälen dieser Welt, u.a. in der Royal Albert Hall in London und im Concertgebouw Amsterdam. Eine Umstrukturierung 2013 erneuerte das fest etablierte Orchester und machte aus ihm eine junge, frische Version, in dem nun vorwiegend Studenten des Staatlichen Konservatoriums in Tbilisi miteinander musizieren. Im selben Jahr setzte das Orchester durch, dass die Wahl des musikalischen Leiters und des Dirigenten nicht mehr Aufgabe des Kulturministers von Georgien, sondern der Musiker selbst sei. Nikoloz Rachveli wählten sie demokratisch im Dezember 2013.
Young Euro Classic
Konzerthaus Berlin
Aufzeichnung vom 22. August 2015
Arvo Pärt
"Für Lennart in memoriam" für Streichorchester
"Trisagion" für Streichorchester
"Credo" für Klavier, gemischten Chor und Orchester
Giya Kancheli
"Silent Prayer" für Violine, Violoncello, Vibrafon, Bassgitarre, Streichorchester und Tonband
"Styx" für Viola, gemischten Chor und Orchester
Giorgi Zagareli, Viola
Dudana Mazmanishvili, Klavier
New Georgian Philharmonic
Leitung: Nikoloz Rachveli und Andres Mustonen