Geo-Engineering

Von Johannes Kaiser · 05.12.2010
Seit dem Scheitern des Kopenhagener Klimagipfel und angesichts der wenig aussichtreichen Klimafolgekonferenz in Mexiko mehren sich weltweit die Stimmen, die statt auf eine Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes auf großtechnische Lösungen setzen, das sogenannte Geo-Engineering.
Zu den ersten Vorschlägen des Geo-Engineering gehört die Düngung der Ozeane mit Eisen, um so das Algenwachstum dort anzukurbeln. Dieter Wolf-Gladrow, Leiter der Forschungsgruppe Meeresbiowissenschaften am Bremer Alfred-Wegener-Institut hält dies nach mehreren Experimenten für eine sinnvolle Maßnahme:

"Die Algen benutzen ja CO2 um Biomasse aufzubauen und ein Teil von ihnen sinkt nach einer bestimmter Zeit ab. Wenn dieser Kohlenstoff in Wassertiefen kommt von einigen hundert Metern unter der Oberfläche , dann dauert es sehr, sehr lange, bis er wieder an die Oberfläche kommt, manchmal Hunderte von Jahren und dieser Prozess läuft auch natürlich ab, aber mit der Eisendüngung kann man ihn beschleunigen, bei unserem Experiment um den Faktor 5 ungefähr und wir haben Hinweise da drauf, dass ein beträchtlicher Teil der aufgebauten Biomasse in tiefere Wasserschichten abgesunken ist."

Da Experimente anderer Gruppen weit weniger günstige Ergebnisse erbrachten, ist durch ein weltweites Moratorium eine Eisendüngung der Ozeane vorerst gestoppt worden. Zu den großtechnischen Lösungsvorschlägen gehört auch die Idee, eine Art Schutzschirm aus zum Beispiel in der Stratosphäre geschossenen Sulfatpartikeln aufzuspannen, die dann das Sonnenlicht reflektieren und so gar nicht erst zur Erde gelangen lassen. Alle diese Versuche, mit Geo-Engineering die Klimaerwärmung zu stoppen, sind für den kanadischen Technikkritiker Pat Mooney völlig ungeeignete Instrumente.

"Geo-Engineering ist Politik, Geo-Engineering bedeutet, die Industrie sagt der Öffentlichkeit, habt keine Angst, seid glücklich, ihr müsst gar nichts tun, überlasst uns den Klimawandel. Wir haben dafür technische Lösungen. Ob nun Sulfat in der Atmosphäre oder die Algendüngung in den Meeren: Beide dieser kurzfristigen Lösungen sind extrem gefährlich und ich würde ganz bestimmt weder der Industrie noch den Regierungen trauen, dass sie das richtig machen."

In seinem neuen Buch ‚Next Bang! Wie das riskante Spiel mit Megatechnologien unsere Existenz bedroht‘ hat Pat Mooney jetzt mit dem Geo-Engeniering abgerechnet. Doch bleibt dabei ein Technologiebereich allerdings ausgespart, der inzwischen auch als Klimaschutzvariante ernsthaft diskutiert wird: die Umwandlung von Bioabfällen jeglicher Art in Biokohle, also gebundenen Kohlenstoff. Verwendung finden alle organischen Stoffe vom Klärschlamm über Lebensmittelabfälle bis zu Pflanzenresten aus der land- und forstwirtschaftlichen Produktion.

Die Technik ist seit langem von den Köhlern bekannt: Unter Sauerstoffausschluss wird organisches Material verschwelt. Dieser thermo-chemische Prozess wird auch als Pyrolyse bezeichnet.

Hierbei werden große Molekülketten in kleinere umgewandelt. Je nach Verfahren kann man so Ersatzstoffe für Erdöl oder die sogenannte Biokohle herstellen. Biokohle wiederum kann verbrannt werden. Ihr Energiegehalt entspricht der Braunkohle oder sie kann in der Landwirtschaft die Fruchtbarkeit des Bodens verbessern, so die amerikanische Verfahrenstechnikerin Judy Libra, die dieses Gebiet an der Acatech, der deutschen Akademie der Technikwissenschaften in Potsdam bearbeitet:

"Durch die Möglichkeit, dass es absorbiert verschiedene Stoffe, zum Beispiel die verschiedene Nährstoffe, die man ausbringt auf den Feldern, dass man eine erhöhte Düngeeffizienz hat, dass es dann die Düngemittel, die Nährstoffe bindet und wenn es dann gebraucht wird, es dann wieder abgibt."

Als besonders günstig hat sich erwiesen, die Biokohle zusammen mit Mist oder Kompost in den Boden einzubringen. Nährstoffe wie Stickstoff oder Nitrat bleiben an den Partikeln besonders gut haften. Bei schlechten Böden können die Pflanzen 50 Prozent bis 80 Prozent an Masse zulegen. Außerdem speichert Biokohle Wasser. Die Bodenfeuchtigkeit kann so um bis zu 25 Prozent gesteigert werden.

Gerade bei durchlässigen sandigen Böden wie in Brandenburg ein guter Schutz vor langen Trockenzeiten, wie sie in Zukunft häufiger zu erwarten sind. Durch die Herstellung von Biokohle wird zudem verhindert, dass organische Abfälle verrotten und damit der in ihnen gebundene Kohlenstoff wieder in die Atmosphäre entweicht.