Genuss ohne Reue

Kaffee – heiß, stark und belebend

Eine Schaufel steckt in einem Kaffeesack.
Ohne Bohnen kein Genuss © picture alliance / dpa / Maurizio Gambarini
Von Uwe Golz · 15.03.2015
Wer als ganzer Kerl früher etwas auf sich hielt, der frühstückte nur mit einer Zigarette und einem starken, schwarzen Kaffee. Der Glimmstängel ist im Zeitalter der gesunden Lebensweise schon lange beerdigt worden, zum Frühstück geblieben aber ist der (hoffentlich) frisch gebrühte Trank mit seiner starken Seele.
Schon Johann Sebastian Bach hat das Hohelied des Kaffees in seiner Kantate "Schweigt stille, plaudert nicht" gesungen. Diese auch als Kaffeekantate bekannte Komposition aus dem Jahr 1734 beschreibt den unmöglichen Versuch eines Vaters seiner Tochter das tägliche Kaffeetrinken abzugewöhnen. Was letztlich fehlschlug, denn nach zugestimmter Heirat willigt das Töchterlein nur dann ein, wenn ihr Zukünftiger nichts gegen den täglichen Genuss einer Tasse Kaffee einzuwenden habe. Die Sucht nach dem schwarzen Getränk ist also keine Erfindung der Neuzeit. Seit die Türken den Kaffee als Gabe vor den Toren Wiens zurückgelassen haben, hat er die europäische Kultur beflügelt und auch verändert.

Das Café Hawelka wurde 1939 von Leopold Hawelka in Wien eröffnet. Nach Ende der Besatzungszeit entwickelte sich das Café ab 1955 rasch zum Treffpunkt für Schriftsteller und Kritiker aller Couleur. 
Das Café Hawelka wurde 1939 von Leopold Hawelka in Wien eröffnet. Nach Ende der Besatzungszeit entwickelte sich das Café ab 1955 rasch zum Treffpunkt für Schriftsteller und Kritiker aller Couleur. © picture alliance / dpa / Markus C. Hurek
Ein paar Jahre nach Bach schuf der Lehrer und Komponist Carl Gottlieb Hering den unsterblichen Kanon: C A F F E E – trink nicht soviel Kaffee ... eine Warnung, die auch heute noch oft zu hören ist, inzwischen aber durch zahllose Studien wider- oder aber auch belegt ist. Schon der schwedische König Gustav III. scheiterte an seinem Versuch zu beweisen, dass der Kaffee giftig sei. Die Probanden überlebten den Herrscher um Längen. An diesem Getränk scheiden sich halt die Geister und wenn es in Maßen genossen wird, dürfte es wohl wirklich nur belebende und anregende Wirkungen entfalten.
Der irische Schriftsteller Oscar Wilde war der Meinung: "Nach einem guten Kaffee verzeiht man sogar den Eltern." Was aber zu verzeihen sei, führte er nicht weiter aus, war es der Teegenuss?
In Arabien war man der Meinung: Der Kaffee muss so heiß sein wie die Küsse eines Mädchens am ersten Tag, süß wie die Nächte in ihren Armen und schwarz wie die Flüche der Mutter, wenn sie es erfährt.
Und der Schriftsteller Franz Kafka widersprach den Wissenschaftlern und Ärzten vehement, als er erklärte: "Kaffee dehydriert den Körper nicht. Ich wäre sonst schon Staub."
Wie auch immer: Er muss heiß sein Wie es Immanuel Kant ausdrückte: "Gott sei's gedankt, in der nächsten Welt wird es keinen Kaffee geben. Denn es gibt nichts Schlimmeres, als auf Kaffee zu warten, wenn er noch nicht da ist." Und letztens oder so wie es Curd Jürgens seiner verlorenen Liebe hinterhersang: „Dich neu aufzuwärmen, kann ich lassen, weil das kalter Kaffee ist."

Das musikalische Histörchen-Rätsel - Hörer gegen Hörer

1. Frage
Am 15. März 1991 starb die Schauspielerin, Kabarettistin und Sängerin Trude Herr in Lauris, Frankreich. Oft eher abfällig als "Ulknudel" oder die "komische Dicke" bezeichnet, war dieses Kölner Original eine ernsthafte und auch engagierte Schauspielerin und später auch Theaterleiterin. 1988 wurde sie mit dem Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Mit Schlagern wie "Ich will keine Schokolade" wurde sie zum Star der Wirtschaftswunderzeit. "Niemals geht man so ganz", einer ihrer letzten Songs, wurde in Köln zur Hymne.

2. Frage

Natürlich durften die vier Jungs aus Liverpool mal wieder nicht fehlen. Sie standen am 15. März 1967 in den Abbey Road Studios in London und waren in der Zeit zwischen 19.00 und 1.30 Uhr damit beschäftigt George Harrisons "Within You Without You" für ihr Sgt. Peppers Album einzuspielen.

3. Frage
Am 15. März 1956 feierte in New York das Musical "My Fair Lady" (nach George Bernard Shaws Bühnenstück "Pygmalion") Premiere. Den Vätern dieses Musicals, Frederick Loewe, Komponist, und Alan J. Lerner (Libretto), war ein umwerfender Erfolg beschienen. Lein am Broadway lief die "Lady" sechs Jahre lang und erreichte 2717 Aufführungen. Ein Jahr nach der Premiere wurde "My Fair Lady" auch mit dem Tony Award (der Theater-Oscar) als Bestes Musical ausgezeichnet.

4. Frage
Ry Cooder, einer der besten Slide-Gitarristen und der Musikethnologe des Rock (Buena Vista Social Club) feierte heute seinen 68. Geburtstag. Als "Rising Sons" begann seine Karriere Ende der 60er Jahre zusammen mit der Blues- und Folklegende Taj Mahal. 1970 begann er seine Solokarriere. Bis heute konnte er sechs Grammys in Empfang nehmen. In Deutschland wurde er dem Publikum durch seine Entdeckung des "Buena Vista Social Clubs" ein Begriff.

Der amerikanische Soulsänger Marvin Gaye auf der Bühne
Der amerikanische Soulsänger Marvin Gaye, aufgenommen bei einem Auftritt in den 70er Jahren.© picture-alliance/ dpa

Radiorätsel - die Auflösung
Am Mittwoch meldeten die Agenturen, dass ein amerikanisches Gericht sein Urteil über das Lied "Blurred Lines" gefällt hat: Es ist ein Plagiat. 7,4 Millionen Dollar müssen nun Pharrell Williams und Robin Thicke, die Macher des Songs, an die Erben des Soul-Barden Marvin Gaye zahlen. Diese Meldung beschäftigte uns in "Studio 9", in den "Tonarten" (Vormittag und Nachmittag) und auch in "Fazit".

Dichterrätsel - die Auflösung
Die Worte des vom Oliver Steller Quintett rezitierten und gespielten Liedes "Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren" wurden von dem deutschen Dichter Novalis niedergeschrieben. Geboren als Georg Philipp Friedrich von Hardenberg studierte er Jura, hörte bei Schiller aber auch Geschichte. 1798 erschienen in der Zeitschrift "Athaneum" der Brüder Schlegel mit "Blüthenstaub" erste Fragmente unter dem Pseudonym Novalis. Der Dichter gilt heute als der wichtigste Vertreter der Frühromantik, immer auf der Suche nach der "Universalpoesie". Die so oft angeführte "Blaue Blume" findet sich zum ersten Mal in Novalis' Romanfragment "Heinrich von Ofterdingen". Sein Gedicht "Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren" erschien im Jahr 1800 und gilt als programmatisch für die romantische Epoche.
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