Geldanlage

Tools statt Berater

Wohin mit dem Geld? Bei der richtigen Anlage soll eine Software helfen können.
Wie geht Geldanlage? Das soll anstelle von humanoiden Beratern auch eine Software erklären können. © imago/Gerhard Leber
Von Axel Schröder · 02.02.2016
Die Zahl der Bankberater und Vermögensverwalter könnte tüchtig schrumpfen, wenn ihre Arbeit künftig clevere Tools erledigen. In Deutschland sind es vor allem neue Finanz-Unternehmen wie vaamo, die für den kurzen Online-Weg zur Geldanlage werben.
Vor den beiden Bankern steht aufgeklappt ein dünnes Notebook. Robert Freitag, der Geschäftsführer der Hamburger Sutor-Privatbank, und Hartmut Giesen wollen zeigen, wie man online Gewinne auf dem Kapitalmarkt machen kann. Ganz ohne Bankberater, mit dem firmeneigenen so genannten Anlage-Lotsen, einem "Robo-Advisor":
Giesen: "Man sieht jetzt den Startbildschirm. Da gibt es drei erste Dinge, die man angeben muss: Was und wie möchte man investieren? Also eine Einmalanlage oder möchte man einen Sparplan eröffnen? Dann gibt man an, welche Anlagehöhe denn gewünscht ist. Und das Alter. Alle drei Dinge braucht man, um nachher herauszufinden, welches Portfolio oder welche Anlageform dann die geeignete ist für das Ziel."
Vor drei Jahren war die 1921 gegründete Sutor-Bank als erster deutscher Anbieter mit ihrem Robo-Advisor, dem Anlage-Lotsen, an den Start gegangen. Ab 100 Euro können Kunden den Online-Service nutzen und von einer Computer-Software die beste Anlagemöglichkeit errechnen lassen. Ganz automatisch. Doch zuvor will die Banker-Software den neuen Kunden genauer kennenlernen:
Giesen: "Das erste, was gemacht wird, ist: es werden Kenntnisse abgefragt. Weil man nur in Dinge investieren [soll], die man auch versteht. Und deshalb fragt man hier: Habe ich Erfahrung mit Anleihen? 'Keine', 'Ja' oder 'Nein'? Und wie lange? Ich nehme mal: 'Mehr als drei Jahre'. Und hier in der Mitte haben ein, wir nennen das: 'Risikometer"' Da sieht man immer: Ok, zu welchem Anlage-Typ tendiere ich denn?"
Die immensen Kosten humanoider Berater
Bin ich der "Konservativ"-Typ, der "Ausgewogene" oder "Dynamisch"-Typ? Oder als echter Zocker, No-Risk-No-Fun, ein "Dynamisch+"-Typ? Meistens, so Hartmut Giesen, springe der Risikometer-Zeiger auf "konservativ". Ob die Software-Beratung renditestärker ist als die der menschlichen Experten, muss sich erst noch herausstellen. Fest steht: beim Online-Abschluss sparen die Kunden Zeit und Geld. Mark Böschen vom Manager-Magazin verweist auf die immensen Kosten humanoider Berater:
"Die Banken haben immer noch hohe Rendite-Erwartungen an das Geschäft mit den Massenkunden, wie die das ja nennen. Und irgendjemand muss diese Gewinne dann ja auch zahlen. Eben in Form von so einen Ausgabeaufschlag. Und bei Robo-Beratern zahlen sie keine fünf Prozent vorne ab von ihrem Geld, was erstmal weggeht, sie zahlen da auch nicht zwei, drei, vier Prozent pro Jahr, sondern ein Prozent oder weniger. Und das ist ein Riesen-Vorteil, dass die die geringeren Kosten haben. Außerdem achtet bei der Bank keiner drauf, dass ihre Gesamtstrategie über ihr gesamtes Geld stimmt. Und so ein Robo-Berater, der hat das eingebaut."
Und dieser Roboter verteilt das angelegte Kapital auf Aktien in der ganzen Welt, schwärmt der Journalist und ärgert sich über die Bankenbranche, in der die meisten sich immer noch krampfhaft an alte Geschäftsmodelle klammern würden.
"Natürlich wissen die, dass es für den Kunden besser wäre, nur ein Prozent Gebühr zu nehmen und keinen Ausgabeaufschlag. Aber damit können die halt ihre Bank-Filialen, ihre Banktürme leider nicht finanzieren."
Angst vor Kurseinbrüchen müssten die Anleger nicht haben. Dazu, erklärt Mark Böschen, seien die Aktien weit genug gestreut. Das alte Problem allzu nervöser Kunden, die das Auf und Ab an den Börsen nicht gut vertragen, können die computergesteuerten Anlageberater aber auch nicht lösen.
"Die Gefahr ist, dass Kunden es wieder nicht schaffen, damit klar zu kommen, psychologisch. Und wieder genau dann verkaufen, wenn Aktien halt sehr wenig wert sind. Sich also selbst wieder schädigen. Das kann man natürlich auch mit Robo-Beratern schaffen, wenn man einfach die Nerven verliert und dann sein Robo-Berater-Konto dichtmacht, sein Depot dort dichtmacht."
Noch, wundert sich Mark Böschen vom Manager-Magazin, seien die Deutschen zu skeptisch gegenüber einem Investment in die ziemlich stabilen Indexfonds, in denen Robo-Berater das Geld anlegen. Und vielleicht trauen einige potenzielle Kunden auch dem computerisierten Berater noch nicht über den Weg. Der bekommt es eben nicht mit, wenn man mit etwas unsicherem Blick vor dem Monitor sitzt, wenn man – kurz vor dem entscheidenden Klick – eben doch leicht zittert. Robert Freitag, der Geschäftsführer der Hamburger Sutor-Privatbank, beruhigt. schon heute arbeite man an einem Robo-Berater 2.0:
"Wir stellen zum Beispiel auch fest, wenn der Mauszeiger anfängt zu zittern oder wo ziemlich viele Abbrüche sind, da läuft irgendwas noch nicht rund. Hier hat der Kunde irgendwas noch nicht verstanden oder hier hat er irgendwelche Probleme. Und dann setzen wir uns halt hin und sagen: 'Ok, was können wir hier verbessern?' Also, dieses Ding ist in process. Permanent."
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