"Gekröse"

Neues Organ entdeckt?

Der Darm im anatomischen Modell eines Menschen an der Medizinischen Hochschule Hannover
Der Darm im anatomischen Modell eines Menschen an der Medizinischen Hochschule Hannover © dpa / picture alliance / Emily Wabitsch
Ulrich Fölsch im Gespräch mit André Hatting · 05.01.2017
Irische Forscher wollen ein neues Organ entdeckt haben: das sogenannte "Gekröse", bisher lediglich als eine Falte im Bauchfell wahrgenommen. Ulrich Fölsch, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für innere Medizin, ist skeptisch.
Was die Medizin bisher für eine schlichte Bauchfell-Falte ansgesehen hat, soll in Wahrheit ein eigenständiges Organ sein: das "Gekröse". Diese Entdeckung eröffne der Wissenschaft ein "gänzlich neues Feld", so der J. Calvin Coffey vom University Hospital Limerick, im britischen "Independent".
Ulrich Fölsch, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für innere Medizin, dämpft jedoch allzu hohe Erwartungen. "Das ist nichts Neues", sagte er im Deutschlandradio Kultur. Das Mesenterium sei notwendig, um Dünndarm und Dickdarm irgendwo im Bauchraum aufzuhängen und zu versorgen. Dort seien die entsprechenden Blutgefäße und die Lymphbahnen angesiedelt - "und, ganz wichtig, auch das Bauchfett". Mit diesem sogenannten Bierbauch beschäftige man sich schon seit Jahren in der Diabetesforschung und der Erforschung der Fettsucht, so Fölsch.
"Ich habe aus dem Artikel, den ich selbst in der 'Welt' gelesen habe, nicht so richtig erkennen können, was denn der neue Ansatz sein soll, den der Professor in Irland verfolgt."

Alles nur ein PR-Coup?

Es sei ihm auch "ziemlich egal", ob das Mesenterium als Organ geführt werde oder nicht, sagt Fölsch. "Das Mesenterium ist ein Gewebe, was man eben auch im Anatomiebuch nachlesen kann, wie es sich entwickelt hat und welche Anteile in diesem Mesenterium vorhanden sind und es versorgen." Die Untersuchung, ob im Fettgewebe Stoffwechselprozesse stattfinden, sei nichts Neues. "Was der Professor aus Irland noch weiterhin machen will, kann man aus dem Artikel nicht lesen."
Sollte die Meldung vor allem ein PR-Coup sein, um Forschungsgelder einzutreiben, wird das Fölsch zufolge nicht funktionieren. "Da werden sich die Gutachter, die Forschungsgelder bewilligen, nicht blenden lassen. Die werden sich den Antrag anschauen."
Mehr zum Thema