Geiselnahme in Sydney

"Sieht nach einer Verzweiflungstat aus"

Bewaffnete Polizisten während der Geiselnahme in Sydney
Bewaffnete Polizisten während der Geiselnahme in Sydney © afp / Saeed Khan
Andreas Armborst im Gespräch · 15.12.2014
Die Polizei hat die Geiselnahme in Sydney beendet. Ein Iraner hatte 15 Menschen festgehalten und die Fahne des IS gehisst. Das Profil des Geiselnehmers passe aber nicht zu einem IS-Kämpfer, meint der Kriminologe Andreas Armborst.
"Das sieht eher nach der Verzweiflungstat eines Einzeltäter oder nach der Tat eines geistig verwirrten Menschen aus", sagt Andreas Armborst. Zudem passe die Nationalität des Geiselnehmers nicht zu einem Kämpfer der Terrororganisation Islamischer Staat (IS). Der Mann soll ein iranischer Flüchtling sein. "Es gibt in den Reihen des IS Anhänger aus allen möglichen Nationen (...) Aber sie finden kaum einen iranischen Staatsbürger, der für den IS sympathisiert". Der Iran ist ein schiitisches Land und damit einer der größten Feinde des IS. Schiitische Milizen aus dem Iran kämpfen aktiv gegen die Terrororganisation.
Der Geiselnehmer könnte ein Trittbrettfahrer sein, der sich selbst radikalisiert hat. "Islamistische Radikalisierungsprozesse finden seit einigen Jahren überall auf der Welt statt", auch in Australien gibt es eine lebendige dschihadistische Szene. Auch in Deutschland gab es schon vereitelte Anschläge. "In Deutschland gibt es eine Terrorgefahr und die wird bestehen bleiben", warnt Armborst.
Armborst, Wissenschaftler am Institut für Soziologie der Universität Freiburg, beschäftigt sich seit sieben Jahren mit der Ideologie, den Methoden und der Geschichte von Al-Kaida, aus der sich der IS abgespalten hat.
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