Gehört Musik zum Leben?

Moderation: Dieter Kassel · 18.06.2011
"Ohne Musik keine Bildung" – unter diesem Motto lädt der Deutsche Musikrat Musikbegeisterte an diesem Wochenende bundesweit zum <papaya:link href="http://www.tag-der-musik.de" text="&quot;Tag der Musik&quot;" title="Deutscher Musikrat: Tag der Musik" target="_blank" />. In mehr als 1200 Veranstaltungen, von der Schüler- und Garagenband über Laienchöre bis hin zu professionellen Orchestern und einer buntgemischten Flashband am Brandenburger Tor in Berlin. Musik – so die Botschaft – ist für alle da!
"Es gibt keine unmusikalischen Menschen", sagt der Generalsekretär des Deutschen Musikrates Christian Höppner, und Mitorganisator des "Tages der Musik".

"Es gibt natürlich Menschen mit einer Begabung und welche, die diese Begabung nicht haben. Aber dass jemand unmusikalisch ist, ist schlicht falsch. Und ich lade jeden ein, seine Musikalität zu entdecken."

Musik, so der Cellist, Dirigent und Musiklehrer, könne man in jedem Alter lernen und ausüben.

"Frühförderung ist wichtig, Musikschulen sind ein Ort der Kontinuität, auch die Schule könnte ein Ort der Kontinuität sein. Aber in den Grundschulen fallen bis zu 80 Prozent des Unterrichts aus, 100.000 Kinder warten bundesweit auf einen Platz in einer Musikschule."

Auch auf diese politischen Versäumnisse solle der "Tag der Musik" aufmerksam machen.

"Wir müssen aber auch bei den Eltern ansetzen: Immer mehr Eltern denken bei der Bildung 'Naturwissenschaften first', dabei gehört Musik zur essenziellen Bildung dazu."

"Musik ist für mich die vierte Dimension", sagt Bernd Begemann. Der Sänger, Komponist und Bandgründer startete in den 70er-Jahren als Punk im ostwestfälischen Bad Salzuflen und gehört heute mit seiner Band "Die Befreiung" zur "Hamburger Szene", zu der auch Bands wie "Blumfeld" oder "Die Sterne" zählen.

"Ich wurde durch John Peel erzogen und bin noch mit dem Kassettenrekorder groß geworden. Einmal pro Woche wurde eine Platte vorgestellt, da wurde am nächsten Tag auf dem Schulhof darüber geredet. Früher hat die Musik die Menschen vereint, heute stellen sich die Leute ihr Musik-Portfolio zusammen wie Börsenwerte."

Seine Erfahrung aus 30 Jahren:

"Musik hat sich atomisiert. Jeder kann Musik machen, auf jedem Gameboy ist ein Musikprogramm drauf, jeder Idiot kann mit einem Computerprogramm komponieren. Aber die wenigsten Menschen können ein Lied machen, mit dem man die Menschen zum Lachen oder Weinen bringen kann."

Auch Castingshows wie "Deutschland sucht den Superstar" vermittelten ein falsches Bild:

"Da geht es eigentlich um einen Karaoke-Kult. Man sollte den Jugendlichen sagen: 'Die haben kein Recht, dich so zu beurteilen'. Ein Teilnehmer wurde dafür gelobt, dass er aussieht wie James Blunt. Ja, was soll das denn?"

Vielen gehe es dabei nicht um die Musik, sondern darum, berühmt und bewundert zu werden.

"Es gibt viele Arten von Erfolg. Immer wenn ich so etwas sage, sagen die Leute, 'Du bist nur neidisch auf Dieter Bohlen'. Ich möchte gar nicht mit Dieter Bohlen tauschen! Ich fühle mich wahnsinnig erfolgreich, weil ich überlebt habe und mein Kind mit meiner Hände Arbeit ernähren kann. Gut, ich spiele vor 150 Leuten in Göttingen ... Ja wow – vor 150 Leuten in Göttingen!"

"Gehört Musik zum Leben?"
Darüber diskutiert Dieter Kassel heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr gemeinsam mit Christian Höppner und Bernd Begemann. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 / 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.

Informationen im Internet:
Tag der Musik
Bernd Begemann