Gedenkgottesdienst für ermordeten Israeli

"He was good, very nice guy"

Eine israelische Fahne hängt am 10.04.2015 in Berlin an einem Tor der Ruine der Franziskaner-Klosterkirche in Mitte. Dort wurde am Ostersonntag von Passanten ein Mann gefunden. Die Obduktion ergab, dass der Israeli ermordet worden ist.
Eine israelische Fahne hängt am 10.04.2015 in Berlin an einem Tor der Ruine der Franziskaner-Klosterkirche in Mitte © dpa / picture alliance / Paul Zinken
Von Daniela Siebert · 17.04.2015
Passanten entdeckten am frühen Ostermorgen in einer Kirchenruine mitten in Berlin die Leiche eines jungen Mannes. Er war Israeli und offenbar erschlagen worden. Spontan organisierte die Gemeinde Chabad Lubawitsch einen Gedenkgottesdienst.
"Es war eine Hektik, ein paar Stunden vor Pessachfeiertag, Yossi ist gekommen und hat gesagt, er hat keinen Ort zu schlafen und er hat nicht was zu essen."
Yossi Damari wurde nur 22 Jahre alt. Als ihn Passanten in einer Kirchenruine am Alexanderplatz fanden, war sein Gesicht durch ein Gewaltverbrechen so entstellt, dass seine Identität nur durch eine DNA-Analyse festgestellt werden konnte. Der israelische Pass in seiner Hosentasche reichte dafür nicht.
"Rabbiner Nathan Zuckermann hat ihn begrüßt, der Rabbiner hier von dieser Synagoge Chabad Alexanderplatz und hat ihm erstmal was zu Essen gegeben und eingeladen am Abend an die Seder teilzunehmen."
Yossi Damari hatte kurz vor seinem Tod noch Hilfe gesucht
Sobald feststand, dass Damari als israelischer Tourist in einer Berliner Seitenstraße getötet worden war, entstand Unruhe in der Stadt. Tagelang herrschte die Sorge, er könnte einem antiisraelischen, antijüdischen Motiv zum Opfer gefallen sein. Yossi Damari hatte kurz vor seinem Tod noch Hilfe gesucht, bei der israelischen Botschaft und bei der Gemeinde Chabad Lubawitsch. Denn er hatte kein Handy und kaum noch Geld, wollte aber ein Ticket nach Israel kaufen und Kontakt mit seinen dortigen Angehörigen aufnehmen.
"Für diesen Abend haben wir auch organisiert einen Platz hier im Hostel zu schlafen. Zum Sederabend ist Yossi nicht erschienen, aber wir wissen: Er war hier diese Nacht."
Kein Wunder also, dass Chabad Lubawitsch, wie hier in Ausschnitten zu hören, am Dienstag einen Gedenkgottesdienst für Yossi Damari ausgerichtet hat. Denn die Gemeinde hat ihn kennengelernt, hat ihm geholfen. Rabbiner Nathan Zuckermann hatte noch kurz vor dessen Tod mit dem Besucher gesprochen.
"He was good, very nice guy."
Der sei ganz nett gewesen, keine psychischen Probleme, so Zuckermann. Es dauerte weitere qualvolle Tage, bis die Polizei bekanntgab, sie habe einen mutmaßlichen Täter gefasst: einen 28-jährigen Albaner, den Yossi im Hostel getroffen hatte. Er wurde in Tschechien festgenommen und soll nach Deutschland ausgeliefert werden. Das Tatmotiv ist noch unbekannt.
Jüdische Gemeinde will ihm einen Schrank widmen
Die Besucher des Gedenkgottesdienstes für Yossi Damari beurteilen diese Umstände höchst unterschiedlich. So sagt dieser Jude, der sonst in einer anderen Synagoge betet, er wolle nun wachsamer sein:
"Auch gezielter zu schauen, wo man sich bewegt, vor allen Dingen sich nicht jetzt in eine Angstsituation jagen zu lassen, sondern unser jüdisches Leben weiter in der Normalität, wie es eben sein kann, hier in diesen Umständen weiterzuleben."
Ein jüngerer Mann aus der Chabad-Gemeinde, die Damari geholfen hat, zeigt sich dagegen entspannt. Keine neuen Ängste, keine alten Diskriminierungserfahrungen:
"Meine persönliche Erfahrung ist jetzt halt relativ positiv."
Bereits am Sonntag hatte es am Tatort eine Mahnwache gegeben, mit einem Rabbiner der Einheitsgemeinde. Vor Ort erinnern noch Israelfahnen, Kerzen und Blumen daran. Für die eigene Gedenkfeier hatte Chabad Lubawitsch verschiedene Politiker und Hunderte von Israelis erwartet. Es kamen jedoch nur etwa ein Dutzend Personen und ein Vertreter der Linkspartei. Rabbiner Yehuda Teichtal war der Gedenkgottesdienst dennoch wichtig.
"Weil dieses Ereignis hier passiert hat, ist es unsere Pflicht, eine ewiges Respekt hier zu haben. Wir werden hier einen Schrank von Thora-Büchern hier in der Synagoge an seinen Namen widmen."
Rabbiner Teichtal sagt auch: Yossi Damari wurde inzwischen in seiner Heimat beigesetzt. Er kam aus Petach Tikwa nahe Tel Aviv.