Gedehnte Zeit

Geschichten vom Warten

53:38 Minuten
Eine Marmorbüste von Homer im Antikenmuseum in Basel, am 13. März 2008.
Auch Homer soll das Warten zum Lebensinhalt erhoben haben. © picture alliance / dpa / Georgios Kefalas
Von Beate Ziegs · 02.01.2022
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Warten ist in der Regel lästige Zeitverschwendung, Wünsche wollen jetzt gleich erfüllt werden. In der Literatur jedoch gibt es keine vertane Zeit. Manche Autoren machen das Warten zum Lebensinhalt - auch andere haben den Wert davon erkannt.
Fünf Jahre seines Lebens verbringt ein Bundesbürger im Durchschnitt mit Warten: an Kassen oder Schaltern, im Auto, vor geschlossenen Türen oder schlaflos im Bett. Das ist selten ein erstrebenswerter Zustand - Wünsche wollen jetzt gleich erfüllt werden.
Die sofortige Lieferung ist ein zentrales Versprechen der heutigen Konsumgesellschaften. Ihnen erscheint Warten als unsinnige Verschwendung, denn Zeit sei ja nichts anderes als Geld!
In der Literatur jedoch gibt es keine vertane Zeit, keine leeren Minuten, Stunden oder Tage. Im Gegenteil: Homer, Samuel Beckett, Gabriel García Márquez, Vladimir Sorokin, David Leavitt oder Gabriele Wohmann erheben das Warten zum Lebensinhalt, der nicht immer langweilig oder quälend sein muss.
Manche Schriftsteller verleihen ihm sogar einen aktiven Charakter. Hirnforscher, Psychologen und selbst einige Investmentbanker geben den Literaten recht und haben die besonderen Qualitäten des Wartens erkannt.
Das Manuskript der Sendung aus dem Jahr 2015 lässt sich hier herunterladen.

Es sprechen: Michael Evers, Bernhard Schütz, Ilka Teichmüller, Britta Steffenhagen
Ton: Christiane Neumann
Regie: Beate Ziegs
Redaktion: Jörg Plath

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