Gebrauchsanweisungen zum Dichten

Poesie für Anfänger

Die Blaue Blume gilt seit der Romantik als Symbol für Poesie.
Die Blaue Blume gilt seit der Romantik als Symbol für Poesie. © picture alliance / Markus C. Hurek
Gregor Dotzauer im Gespräch mit Andrea Gerk · 13.08.2015
Der Weg zum Dichter beginnt oft mit gründlichem Lesen - und dann kommt vielleicht die Sehnsucht nach eigner Lyrik. Wie der faszinierte Laie autodidaktisch üben kann, erklärt der Literaturkritiker Gregor Dotzauer. Er stellt Bücher vor, die den Dichter im Menschen entfesseln.
Kann man das Schreiben von Gedichten lernen? Bücher mit Anleitungen zum Dichten stellte "Tagesspiegel"-Redakteur Gregor Dotzauer im Deutschlandradio Kultur vor.
Gregor Dotzauer, Literaturredakteur beim "Tagesspiegel", im Deutschlandradio Kultur
Gregor Dotzauer, Literaturredakteur beim "Tagesspiegel", im Deutschlandradio Kultur© Deutschlandradio / Matthias Horn
Die meisten der formbewussten deutschen Dichter seien Autodidakten, die sich alles im Selbststudium beigebracht hätten, sagte Dotzauer. Alles beginne mit gründlichem Lesen und der Faszination an Poesie:
"Wenn Sie keine Anziehungskraft verspüren, die Sie zur Lyrik hinzieht, brauchen Sie erst gar nicht weiterzumachen. Man muss niemanden bekehren, der es gar nicht will. Aber wenn sie eine gewisse Neugier haben und ihr nachspüren, dann werden sie erst über Jahre Gedichte lesen, auch immer wieder dieselben Gedichte lesen - bis Ihnen etwas aufgeht."
In der Lyrik sei "Einfachheit" ein trügerischer Begriff, meinte Dotzauer:
"Es gibt eine trügerische Einfachheit, die an der Oberfläche etwas suggeriert, was - wenn man länger darüber nachdenkt - gar nicht da ist. Und es gibt umgekehrt ein ungeheuer aufgebrezeltes, auch womöglich gereimtes Zeug, was eigentlich gar nichts bedeutet."
Ein hilfreiches Buch zum Verstehen und Schreiben von Gedichten sei beispielsweise das von Hans Magnus Enzensberger unter dem Pseudonym Andreas Thalmayr verfasste Werk "Lyrik nervt!":
"Es fängt an mit einem Brief an eine Schülerin, die von einer Rilke-Interpretation völlig überfordert ist. Er beruhigt sie dann. Von da aus arbeitet er sich durch alle Formen von Lyrik durch, um zu erklären: 'Man kann das alles verstehen.' Es gibt manchmal Formregeln, aber dann wird es interessant."


Die Liste der erwähnten Bücher:
Stephen Fry: Feigen, die Fusseln. Entfessle den Dichter in dir
Aus dem Englischen von Birke Bossmann u.a.
Aufbau Verlag, Berlin 2008
475 Seiten, 22,95 Euro
Ulrich Greiners Lyrikverführer. Eine Gebrauchsanweisung zum Lesen von Gedichten. C.H. Beck, München 2009
221 Seiten, 14,90 Euro
Glyn Maxwell: On Poetry
Oberon Books, London 2012
173 Seiten, 12,99 Pfund
Alexander Nitzberg: Lyrikbaukasten. Wie man ein Gedicht macht
DuMont, Köln 2006
223 Seiten, 14,90 Euro
Dirk von Petersdorff: Wie schreibe ich ein Gedicht? Kreatives Schreiben: Lyrik. Reclam Verlag, Stuttgart 2013
168 Seiten, 9,95Euro
Peter Sansom: Writing Poems
Bloodaxe Books, Hexham, 1993
128 Seiten, 9,95 Pfund
Andreas Thalmayr: Lyrik nervt! Erste Hilfe für gestresste Leser
Hanser Verlag, München 2004
119 Seiten, 12,90 Euro
Andreas Thalmayr: Das Wasserzeichen der Poesie oder Die Kunst und das Vergnügen, Gedichte zu lesen
Franz Greno, Nördlingen 1985
494 Seiten, derzeit nur antiquarisch
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