Nahost

Wir müssen mit der Hamas sprechen, auch wenn es schmerzlich ist

David Witzthum im Gespräch mit Elke Durak und Thorsten Jabs · 01.07.2014
Nach der Ermordung von drei jüdischen Religionsschülern im Westjordanland und den Vergeltungsaktionen der israelischen Armee rechnen viele Beobachter mit einer erneuten Eskalation des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern. Dieser Einschätzung widersprach der israelische Journalist und Fernsehmoderator David Witzthum.
Die Entführung und Ermordung der Jugendlichen habe zwar die Emotionen aufgewühlt, aber er vermute, dass es nach zwei, drei Tagen und gewissermaßen ritualisierten Reaktionen der israelischen und der palästinensischen Seite zu keiner Eskalation komme, sagte Witzthum im Deutschlandradio Kultur: "Keine Seite ist interessiert an Eskalation."
Es gehe bei dieser Angelegenheit auch nicht nur um die Palästina-Israel-Frage, sondern um islamistische Tendenzen überall in der Region, betonte der Journalist: "Wir sehen das im Irak, wir sehen das im Libanon, wir sehen einen ganz, ganz starken 'Zivilkrieg' in Syrien." Hamas und radikalisierte Jugendliche seien stark beeinflusst durch Fernseh- und Internet-Propaganda aus dem Ausland. Auch für die Palästinenser selbst sei die Hamas eine Bedrohung, weil sie nicht an einer Vereinbarung mit Israel interessiert sei, sondern einen islamischen Staat anstelle von Israel etablieren wolle.
Am Ende müsse man aber mit der Hamas sprechen, räumte Witzthum ein. Israel hätte dies auch bereits getan, etwa nach der Entführung eines Soldaten durch die Hamas. Außerdem gebe es in letzter Zeit direkte Gespräche zwischen Israel, Ägypten und der Hamas über den Stillstand im Gaza-Streifen: "Obwohl es für uns schmerzlich ist und unbequem ist."
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