Garance Le Caisne: "Codename Caesar"

Über die Todesmaschinerie des Assad-Regimes

Ein Syrer mit Folterspuren auf dem Rücken.
Viele der ermordeten Häftlinge, die "Caesar" fotografiert hat, wurden zuvor grausam gefoltert. © AFP / James Lawler Duggan
Von Ernst Rommeney · 09.07.2016
Noch während der Bürgerkrieg Syrien lähmt, haben Oppositionelle begonnen, die Verbrechen der Regierung an ihren politischen Gegnern zu rekonstruieren. Einen Fotografen, der Bilder von Ermordeten außer Landes schmuggelte, porträtiert die französische Journalistin Garance Le Caisne in "Codename Caesar".
Sie suchte lange nach ihm. Und er zögerte lange, sich auf ein Gespräch einzulassen. Er hat schlicht Angst um sich und seine Familie, obschon er seit 2013 im europäischen Exil lebt. Er war zuvor Fotograf bei der syrischen Militärpolizei, der gemeinsam mit Rechtsmedizinern den Tod von Häftlingen zu dokumentieren hatte, die in den Gefängnissen der Geheimdienste grausam gefoltert worden waren.
Zwei Jahre lang kopierte er heimlich 50.000 Fotos als Belege für das Schicksal einer stark anwachsenden Zahl von Ermordeten und schmuggelte sie mit Hilfe eines Freundes und eines oppositionellen Netzwerkes außer Landes.
Mehr als die Menge an Leichen in Hitze und Gestank erschütterten ihn seine eigenen Bilder, weil Gesichtern und Haltung der Körper noch immer das Grauen eingeschrieben stand, weil sie festhielten, dass die Opfer wussten, dass sie nun sterben würden.
Cover Garance Le Caisne: "Codename Caesar"
Cover Garance Le Caisne: "Codename Caesar"© C.H.Beck Verlag

Seine Bilder klagen an und er fürchtet Assads Rache

Er hatte Skrupel bei dieser Art Job, nutzte aus, dass die Bürokratie penibel über Morde an gefangenen Oppositionellen Buch führte, und fürchtet bis heute die Rache des Regimes von Baschar al-Assad in Damaskus, denn sein Material könnte helfen, später einmal strafrechtlich Anklage zu erheben, aber auch Angehörigen Gewissheit verschaffen.
Die französische Journalistin Garnance Le Caisne traf ihn unter seinem Codename Caesar, aber auch andere, etwa entlassene politische Gefangene oder jene aus der Syrischen Nationalbewegung, welche seine Dokumente transportiert und ausgewertet haben.
So entstand ein Bericht über die Brutalität, mit der das syrische Regime gegen die eigenen Landsleute, gegen echte und vermeintliche Kritiker vorgeht, besonders seit es die Proteste des "Arabischen Frühlings" niedergeschlagen und ein schwer durchschaubarer Bürgerkrieg begonnen hat.

Garance Le Caisne: "Codename Caesar. Im Herzen der syrischen Todesmaschinerie"
Aus dem Französischen von Stefan Lorenzer
C.H.Beck Verlag, München 2016
249 Seiten, 17,95 Euro, auch als ebook

Mehr zum Thema