Galeriekonzert

Saiten-Blicke

Louis Michel Eilshemius - Samoa, 1907 Samoa, Öl auf Karton, 59 x 68,6 cm, The Phillips Collection, Washington, D.C., Acquired 1927
"Samoa" von Louis Michel Eilshemius aus dem Jahr 1907. © The Phillips Collection, Washington, D.C.
29.10.2015
"Naive Malerei" hat sich als Begriff für Gemälde von Autodidakten herausgebildet, die im Gefolge der Urwaldbilder des Zöllners Henri Rousseau entstanden sind. Wenn man sich aber das bildnerische Schaffen einiger Autodidakten näher anschaut, erweist es sich weder als naiv, noch als Ausdruck einer Sonntagsbeschäftigung, geschweige denn als einheitliche Stilrichtung.
Zwölf Künstler, die nicht im Kanon großer Museen zu finden sind, stellt das Museum Folkwang Essen derzeit rund um Henri Rousseau aus – "Der Schatten der Avantgarde – Rousseau und die vergessenen Meister" zeigt bis zum 10. Januar 2016 einen Parcours voller Überraschungen: Wir lernen die in sich völlig abgeschlossenen Schaffenswelten eines Bettlers, einer Putzfrau, eines Modedesigners mit höheren Ambitionen, eines Gärtners, eines Psychiatrie-Insassen, eines hochbetagten ehemaligen Sklaven aus Alabama und anderer unbekannter Künstler kennen.
Um das Spartenübergreifende und Grenzüberschreitende dieser gänzlich unverbildeten Form von Kreativität noch von einer anderen Seite her erlebbar zu machen, hat das Folkwang-Museum gemeinsam mit Deutschlandradio Kultur ein Konzert veranstaltet: Am 15. Oktober spielten der Pianist und Komponist Steffen Schleiermacher und der Geiger Andreas Seidel im Museum ein Programm mit Musik jenseits von Akademie und Avantgarde. Dramaturgisch ein sehr weites und fruchtbares Feld, das sich von großen Namen wie Edward Elgar und Erik Satie über Geheimtipps wie Alphons Diepenbrock und Federico Mompou erstreckt bis hin zu den Kompositionen zweier in Essen ausgestellter Maler, nämlich Henri Rousseau und Louis Eilshemius.
Im Rahmen der Sendung berichten die Kuratoren Kasper König und Falk Wolf über ihre Reise in die Welt der nicht-akademischen Kunst, überdies erfahren wir von einem Lord, der einen Trauermarsch für seinen Kanarienvogel schrieb und von einem Komponisten, der ein großes Herz für fernmeldetechnisch aufgeschlossene Nacktdarstellerinnen hatte.
Museum Folkwang Essen
Aufzeichnung vom 15. Oktober 2015

Erik Satie
"Choses vues à droite & à gauche (sans lunettes)" für Violine und Klavier
"Embarquement pour Cythère" für Violine und Klavier
Gerald Hugh Tyrwhitt-Wilson, 14th Baron Berners
"Three Funeral Marches" für Klavier
Josef Matthias Hauer
Vier Stücke für Geige und Klavier
Alphons Diepenbrock
"Avondschemer" für Klavier
Henri Rousseau
"Clémence" für Violine solo
Louis Eilshemius
Klavierstücke
Edward Elgar
"Sospiri". Adagio op. 70 (Fassung für Violine und Klavier)
Federico Mompou
"Trois Variations" für Klavier
George Antheil
Sonate für Violine und Klavier Nr. 2
Andreas Seidel, Violine
Steffen Schleiermacher, Klavier und Moderation