Fussball-WM

    Streiks statt Samba

    Eine brasilianische Flagge im Stadion "Arena Corinthians", aufgenommen am 16.12.2013 in der brasilianischen Stadt Sao Paulo.
    In der "Arena Corinthians" findet am Abend das Eröffnungsspiel der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 zwischen Brasilien und Kroatien statt. © dpa picture alliance / Marcus Brandt
    12.06.2014
    In São Paulo beginnt heute die Fußball-Weltmeisterschaft. Doch im Land der Fußballverrückten hält sich die Begeisterung in Grenzen. Am Flughafen Rio de Janeiro streikt erst einmal ein Teil der Beschäftigten.
    Das Bodenpersonal aller drei Flughäfen in Rio tritt für 24 Stunden in den Streik, um Lohnerhöhungen durchzusetzen. Ein großer Teil des Flugverkehrs der WM läuft über einen dieser Flughäfen, auch der Inlandsflugverkehr wird betroffen sein.
    Immerhin: Ein neuer Streik der U-Bahnfahrer in São Paulo konnte abgewendet werden. Die Gewerkschaft beschloss, den Ausstand nicht fortzusetzen. In der vergangenen Woche hatte ein mehrtägiger Streik zu einem Verkehrschaos in der Millionenmetropole geführt. Ein weiterer Streik am WM-Eröffnungstag wäre für Gastgeber Brasilien wohl ziemlich blamabel gewesen.
    Eine Demonstrantin hält in Sao Paula eine Fahne Brasiliens mit der Aufschrift "Fifa, fahre zur Hölle!" in die Höhe.
    In Brasilien kritisieren viele Bürger die Kosten für die Austragung der Fußball-WM.© pa/dpa/EFE/Moreira
    Seit einem Jahr nutzen Demonstranten die Aufmerksamkeit der Medien im Zuge der Fußball-Weltmeisterschaft, um auf soziale Missstände aufmerksam zu machen. So gibt es regelmäßig Proteste gegen Fahrpreis- und Mieterhöhungen sowie gegen Zwangsumsiedlungen wegen der Stadionbauten.
    Im Zentrum der Kritik steht neben Brasiliens Staatspräsidentin Dima Rousseff auch die FIFA, der Weltfußballverband, berichtet Phillipp May. Erstere wird kritisiert wegen der teuren Stadienbauten und der explodierenden Kosten, letztere gebärdet sich in den Augen vieler Brasilianer wie eine Kolonialmacht.
    Die historische Schmach wettmachen
    Mit einer Show wird um 15.15 Uhr Ortszeit (20.15 Uhr MEZ) die Fußballweltmeisterschaft eröffnet. Im Anschluss bestreitet Gastgeber Brasilien das Eröffnungsspiel gegen Kroatien (22 Uhr MEZ). Die brasilianische Mannschaft gilt zwar als Favorit für den Titel, steht aber naturgemäß unter Druck, da die Fans nichts anderes als den sechsten WM-Titel erwarten. Schließlich erlebte die "Seleção" bei der WM 1950 im eigenen Land ein kleines Trauma beim verlorenen Finale gegen Uruguay, berichtet Wolf-Sören Treusch. Diese Schmach soll durch den Titelgewinn in diesem Jahr getilgt werden. Übrigens spielt die brasilianische Mannschaft seitdem in den berühmten kanariengelben Trikots, vorher trugen die Spieler einen weißen Dress.
    Poetische Fußballverehrung
    Neben den ganzen Streiks und den politischen Begleitumständen geht es bei der WM ja vor allem um die Magie des Spieles. Diese zelebriert der Schriftsteller Albert Ostermaier in seinen Gedichtband "Flügelwechsel - Fußball-Oden". Im Deutschlandradio Kultur sagte Ostermaier:
    "Fußball ist die Erzählung unserer Kindheit. Es ist die Erzählung, die wir gemeinsam haben, die wir alle teilen. Es ist eigentlich wirklich ein großer Roman, also eine große Gemeinsamkeit, diese anarchische, diese unbedingte Lust am Spiel. Und das ist es eigentlich, was man in dem Moment zurückgewinnt und zurückgewinnen will, wenn die Mannschaften wieder spielen, wenn wir Spieler sehen, wenn die Magie des Spiels entsteht."

    Programmhinweis: Deutschlandradio Kultur berichtet regelmäßig in der "Ortszeit" von der Fußball-WM, Fußball-Kenner Thomas Wheeler liefert täglich eine Zusammenfassung der zum Teil in der Nacht übertragenen Spiele. Aber auch abseits des Spielfeldes werden wir uns in Reportagen und Berichten dem Fußball und dem Land Brasilien widmen. Alles rund um das Thema Fußball-Weltmeisterschaft finden Sie gesammelt auf unserem WM-Portal.

    abu
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