Fußball-EM im Zeichen des Terrors

Vorfreude schlägt Angst

Joachim Löw (3. von rechts) spricht während des Trainings in Ascona mit den Spielern der deutschen Nationalmannschaft.
Joachim Löw (3. von rechts) spricht während des Trainings in Ascona mit den Spielern der deutschen Nationalmannschaft. © picture alliance / dpa / Christian Charisius
Von Günter Herkel · 29.05.2016
Die Freude auf die Fußball-Europameisterschaft ist nicht ungetrübt. Die Sorge um die Sicherheit von Spielern und Fans bestimmen die Planungen – auch weil ein Geheimpapier aus dem Bundeskriminalamt aufgetaucht sein soll, das vor möglichen islamistischen Anschlägen warnen soll.
"Der Traumsommer im Ersten. Freuen Sie sich auf die UEFA-Euro 2016."
Ganz ungetrübt kann diese Freude auf das vierwöchige Fußballspektakel diesmal nicht sein. Zu frisch sind noch die Erinnerungen an die dramatischen Ereignisse vom 13. November letzten Jahres, als Terroristen in Paris ein Blutbad anrichteten. ARD-Moderator Matthias Opdenhövel und sein Co-Experte Mehmet Scholl waren beim Spiel der deutschen Nationalelf gegen Gastgeber Frankreich am 13. November im Stade de France dabei.
"Dass wir dann am Ende zu Krisenreportern wurden, das war nicht geplant, das war nicht abzusehen, das war auch nicht schön."
Opdenhövel und Scholl kehren nun mit einem etwas mulmigen Gefühl in die Seine-Metropole zurück. Ein Verzicht auf die EM sei aber nicht infrage gekommen. Die Entscheidung, wieder dabei zu sein, fiel am Ende nicht schwer…
"…weil wir einfach Vertrauen haben in die Sicherheitsplanung bei der Europameisterschaft. Jetzt ist das ganze Konzept natürlich noch viel aufwändiger. Ich kann für mich nur sagen: Die Vorfreude auf diese Europa-Meisterschaft schlägt die Angst."

Den Spaß nicht vermiesen lassen

Opdenhövel und Scholl präsentieren das jeweilige "Spiel des Tages" direkt aus dem Stadion. Anders halten es die Kollegen Oliver Welke und Oliver Kahn vom ZDF. Sie moderieren ihre Spiele aus dem IBC, dem Internationalen Hightech-Sendezentrum im Pariser Süden. ZDF-Chefredakteur Peter Frey mag sich den Genuss am Spektakel nicht von der mitschwingenden Angst vor dem Terror vermiesen lassen.
"Natürlich müssen wir realistisch damit umgehen. Aber die Vorstellung, dass die Spiele vor leeren Stadien stattfänden, wäre ja schrecklich. Wir brauchen eine Resonanz im Stadion, wir brauchen ne Resonanz im Land dafür, dass der Funke auch rüberspringt, gerade für die Zuschauer hier bei uns in Deutschland."
Gleichwohl haben sich die Organisatoren vorab mit allen möglichen Gefährdungsszenarien beschäftigt. Man rede intensiv über das "was wäre wenn", bekennt Frey, immerhin trage man die Verantwortung für die Sicherheit der eigenen Teammitglieder.
"Wir bauen vor, sind im engen Kontakt mit den französischen Behörden, und müssen natürlich auch Alternativen entwickeln. Wenn Spiel abgesagt werden sollen, werden wir auf dem Sender bleiben müssen und fragen: Was senden wir dann?"

Kann ein Sportreporter über Krisen berichten?

Diese Frage bewegt auch die Verantwortlichen der ARD. Moderator Alexander Bommes wird zusammen mit Arnd Ziegler eine mehrstündige Programmstrecke rund um die jeweiligen EM-Spiele gestalten. Wie würde er reagieren, falls äußere Ereignisse den Sport in den Hintergrund drängen sollten? Kann ein Sportreporter Krisenberichterstattung trainieren?
"Ich wüsste ehrlich gesagt nicht, wie ich mich jetzt emotional in eine Situation bringen könnte, die dann einen Ernstfall simuliert. Ich weiß nicht, wie ich mich darauf vorbereiten soll, dass ich während einer Live-Moderation eines Fußballspiels plötzlich sage: Wie reagiere ich jetzt darauf, ich kann mir doch da keine Worte für zurechtlegen. Das geht nicht."
Bleibt die Hoffnung, dass am Ende in Frankreich der Sport im Mittelpunkt steht. Und die Zuschauer europaweit ein Fußballfest der Superlative erleben. Die Reporter laufen sich jedenfalls schon mal warm.
"Dann hat er auch noch n absoluten Weltklasseball mit nem Weltklassereflex gehalten und…das hat mich so…an jemanden erinnert. - Jens Lehmann? Den jungen Jens Lehmann!"
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