"Füsslis Nachtmahr - Traum und Wahnsinn"

Eine Ikone der schwarzen Romantik und ihre Geschichte

Eine Besucherin betrachtet am 22.05.2012 in der Gemäldegalerie des Goethehauses in Frankfurt am Main das Gemälde Der Nachtmahr von Johann Heinrich Füssli (um 1790/91).
Faszinierend und erschreckend zugleich: Johann Heinrich Füsslis berühmtes Gemälde "Der Nachtmahr" im Frankfurter Goethe-Haus. © imago
Werner Busch im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 19.03.2017
Eine Ausstellung im Frankfurter Goethe-Museum widmet sich der Wirkungsgeschichte des berühmten Gemäldes "Der Nachtmahr" von Johann Heinrich Füssli. Bis heute habe das Werk nichts von seiner Faszination verloren, sagt Kurator Werner Busch.
Das Gemälde "Der Nachtmahr" von Johann Heinrich Füssli gehört zu den wichtigsten Werken der "schwarzen Romantik". Jetzt widmet sich die Ausstellung "Füsslis Nachtmahr - Traum und Wahnsinn" im Frankfurter Goethe-Museum der Entstehungs- und Wirkungsgeschichte des Bildes.
Eine erste Fassung des Bildes sei 1782 in der Royal Academy ausgestellt worden und habe sofort einen Skandal ausgelöst, sagte Werner Busch, einer der Kuratoren der Ausstellung, im Deutschlandradio Kultur.
"Dieses Bild ist von den Zeitgenossen zum Teil mit Begeisterung aufgenommen worden, aber auch in der Kritik vollständig zerrissen worden, weil es eben einfach so ungewöhnlich war."

"Auf gewisse Art eine Männerfantasie"

Die breite Rezeption des Bildes erklärt Busch mit den Empfindungen, die es beim Betrachter auslöst. Dies werde durch die Darstellung der ohnmächtigen Schönen, auf der ein hämsich grinsender Kobold sitzt, gleichzeitig gelockt und erschreckt.
"Es ist natürlich auf eine gewisse Art und Weise eine Männerfantasie, die dahintersteht. Und bei Füssli ist das ganz ausgeprägt. Er ist ein Maniac, was sexuelle Dinge angeht."
Hinzu kommt, dass Füssli mit dem "Nachtmahr" ein uraltes Motiv aufnimmt, sagt Busch. "Seit dem Heiligen Augustin wird darüber berichtet. Das hat eine unendliche Tradition, insbesondere Shakespeare, den Füssli vielfach illustriert und mit großen Bildern versehen hat, beruft diese Figur beständig."

Auch in vielen Filmen taucht das Motiv auf

Die Konstellation des Bildes sei "eine Leerformel, die man immer wieder neu benutzen kann", so der Kunsthistoriker. Das erklärt offenbar auch, warum bereits zu Füsslis Zeiten fast 100 Karikaturen das Motiv aufgegriffen hätten, zum Teil in einem neuen, politischen Kontext. Auch in Filmen werde die Szene häufig zitiert. Etwa in Eric Rohmers "Marquise von O.":
"Dort gibt es auch eine entsprechende Szene, und Edith Clever ist dort die Schöne, die Schauspielerin. Und ich habe sie fragen können, ob Eric Rohmer mit einem Foto von Füsslis Nachtmahr neben ihr gestanden hätte, um die Szene nachzustellen, und sie hat das bestätigt."
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