Für die polnische Kunstszene ist Berlin der "absolut zentrale Ort"

Johannes Odenthal im Gespäch mit Vladimir Balzer |
Werke von Zbigniew Rybczynski und Miroslaw Balka werden beim deutsch-polnischen Kunstdialog in der Akademie der Künste in Berlin gezeigt. Im Zentrum steht die polnische Künstler-Avantgarde aus den Jahrzehnten vor der Wende, sagte Johannes Odenthal, Programmbeauftragter der Akademie.
Die osteuropäische Medien-Avantgarde sei heute im Westen weniger bekannt, so Odenthal. In den 70-er und 80er-Jahren sei das anders gewesen: Medienpioniere aus dem Osten, wie der Filmemacher Rybczynski, seien Stars in den USA gewesen und hätten in Deutschland auch unterrichtet. Nach der Wende 1989 sei das aber aus dem Blick geraten.

Am Donnerstagabend wird das Projekt mit einem Konzert eröffnet, das Werke junger polnischer Komponisten vorstellt. Ab Freitag wird die Ausstellung "Fragment" mit aktuellen Werken des Videokünstlers und Skulpturenbauers Balka gezeigt. Balka habe eine Verbindung zwischen dem Brandenburger Tor und dem Holocaust-Mahnmal gesehen und sich mit der katastrophalen deutsch-polnischen Vergangenheit auseinandersetzt, "also mit den Konzentrationslagern in Majdanek, Treblinka, Auschwitz", sagte Odenthal. In gewisser Weise seien es "sehr abstrakte Arbeiten, die aber dann auch sehr tief in unsere eigenen Erinnerungsspuren zurückgehen." Eine neue ästhetische Sprache erlaube uns, diese Geschichte zu verarbeiten und gleichzeitig nach vorne zu schauen auf ein Europa, das diese Katastrophe überwunden habe.

Für die polnische Kulturszene sei Berlin der absolut zentrale Ort, wichtiger als Paris oder New York. Die "Achse Polen-Deutschland" sei von vergleichbarer Bedeutung für die nächsten 20 Jahre wie die Achse Frankreich-Deutschland für die Bildung der EU, "weil es ein unglaubliches Drängen nach Europa gibt", so Odenthal. Außerdem wolle sich Polen über die Kultur international positionieren.

Das vollständige Gespräch mit Johannes Odenthal können Sie mindestens bis zum 27.3.2011 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.
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