Für alle, die Tiere lieben

18.03.2008
Für Naturliebhaber ist es ein Buch zum Schwelgen: Zahlreiche Farbfotos in "Ein Platz für wilde Tiere" verführen zum Aufbruch in die Ferne. Gleichzeitig ist der Band Protokoll über außergewöhnliches Engagment für den Artenschutz, das die Zoologische Gesellschaft Frankfurt auszeichnet.
Die Fakten sind bekannt: Das Artensterben weltweit hat dramatische Ausmaße angenommen. Stündlich verschwinden unwiderruflich unter den Äxten von Holzfällern, im Feuer von Farmern seltene Pflanzen und Tiere. Die Roten Listen bedrohter Arten werden immer länger. In solchen Zeiten ist jeder Versuch, sich diesem schleichenden Tod entgegenzustellen, eine Meldung wert, um so mehr, wenn es sich auch noch um Erfolgsmeldungen handelt. Eben davon erzählt der prächtige, großformatige Bildtextband "Ein Platz für wilde Tier".

Der Untertitel "Naturschutz auf Grzimeks Spuren" verweist auf denjenigen, dem die geschilderten Rettungsaktionen vor allem zu verdanken sind: dem 1987 verstorbenen Frankfurter Zoologen und Tierarzt Bernhard Grzimek. Wohl kein anderer Naturfilm hat so eine Wirkung erzielt wie sein dramatischer Appell "Serengeti darf nicht sterben". Dem mit einem Oscar ausgezeichneten Dokumentar-film sowie dem unermüdlichen Einsatz Grzimeks ist es zu verdanken, dass Afrikas größte Savannenlandschaft in Tansania zum gut geschützten Nationalpark erklärt wurde.

Doch die Serengeti ist nur eines von zehn Beispielen des unermüdlichen Enga-gements der von Bernhard Grzimek gegründeten Zoologischen Gesellschaft Frankfurt. Mit den von Grzimek nicht zuletzt über seine sehr beliebten Fernseh-sendungen eingeworbenen Spendengeldern hat man in Europa, Südamerika, Afrika und Asien Naturschutzprojekte initiiert, die sich der Bewahrung besonders seltener und bedrohter Tiere verschrieben haben. Ausführlich werden die einzelnen Vorhaben, ihre Ziele, ihre Schwierigkeiten und ihre Erfolge vorgestellt.

Die beiden Autoren Dagmar Andres-Brümmer und Christof Schenck, beide Mitglieder der Zoologischen Gesellschaft, lassen den Leser durchaus an der Begeisterung der Projektmitarbeiter vor Ort teilhaben. Man spürt das persönliche Engagement, die wissenschaftliche Neugier, den Reiz der Aufgabe.

Die anschaulichen Schilderungen sowie die zahlreiche Farbfotos lassen den Wunsch aufkommen, gleich aufzubrechen, um zum Beispiel im peruanischen Urwald im Amazonas-Einzugsgebiet den mit fast zwei Metern Länge imposanten Riesenottern beim Fischen zuzuschauen oder in den Alpen die erfolgreich wieder eingebürgerten Bartgeier am Himmel zu beobachten. Jede Projektbeschreibung endet mit einem kurzen Interview mit einem Wissenschaftler über die Bedeutung des Projekts. Kritik wird nicht verschwiegen.

Es geht der Zoologischen Gesellschaft nicht allein um puren Artenschutz. Grundprinzip ihrer Arbeit ist die Einbeziehung der örtlichen Bevölkerung. Ohne sie ist jeder Schutzversuch sinnlos. Ihnen ein Einkommen zu schaffen, ist denn auch eine der Aufgaben der jeweiligen Projekte.

Dann hat auch die Wilderei ein Ende, wie die verblüffende Rückkehr des Spitz-maulnashorns in den North Luangwa Nationalpark in Sambia beweist. 1992 hat-ten die Wilderer das letzte Rhino umgebracht. Nach ausführlichen Aufklärungskampagnen ist die örtliche Bevölkerung heute stolz auf die ersten, 2003 aus Südafrika eingeflogenen Neuankömmlinge.

Für alle, die Tiere lieben, ein Buch zum Schwelgen. Bernhard Grzimek dürfte stolz darauf sein, was die von ihm ins Leben gerufene Zoologische Gesellschaft Frankfurt erreicht hat.

Rezensiert von Johannes Kaiser

Zoologische Gesellschaft Frankfurt (Hrsg.), Dagmar Andres-Brümmer, Christof Schenck: Ein Platz für wilde Tiere. Naturschutz auf Grzimeks Spuren.
Geo + Verlag Frederking & Thaler München
231 Seiten. 39,90 Euro