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Kapitalerhöhung
Deutsche Bank holt Scheich an Bord

Es wäre die zweithöchste Kapitalerhöhung in der Geschichte der Deutschen Bank: Geplant sei die Ausgabe neuer Aktien für rund acht Milliarden Euro, teilte das Geldinstitut mit. Größter Anteilseigner soll dabei ein Scheich aus Katar und ehemaliger Premierminister des Emirats sein.

19.05.2014
    Die beiden Co-Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank, Anshu Jain (r) und Jürgen Fitschen.
    Die beiden Co-Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank, Anshu Jain (r) und Jürgen Fitschen. (dpa/Boris Roessler)
    1,75 Milliarden Euro kommen in einem ersten Schritt von Scheich Hamad Bin Jassim Bin Jabor Al-Thani, das teilte die größte deutsche Bank gestern Abend in Frankfurt mit. Den Rest will die Bank über die Ausgabe neuer Anteile mit Bezugsrecht für Altaktionäre einsammeln. Daran werde der Scheich wahrscheinlich auch teilnehmen, hieß es.
    Das Mitglied der königlichen Familie war von 1992 an Premierminister Außenminister des Emirats, seit 2007 dazu auch noch Premierminister. Dem im vergangenen Jahr ernannten aktuellen Kabinett gehört er nicht mehr an. Der Scheich gilt als zweitreichster Mann des Golfstaates und ist auch schon an anderen Banken beteiligt.
    Sein Anteil an der Deutschen Bank wird künftig wahrscheinlich bei rund sechs Prozent liegen.
    Bundeskanzlerin Merkel (CDU) und der ehemalige Ministerpräsident von Katar, Scheich Hamad bin Jassim bin Jabor Al Thani.
    Bundeskanzlerin Merkel (CDU) und der ehemalige Ministerpräsident von Katar, Scheich Hamad bin Jassim bin Jabor Al Thani. (dpa/Kay Nietfeld)
    Ziele gesenkt
    Die Bank senkte außerdem ihre Ziele, im Geschäft mit Privatkunden und in der Zahlungsabwicklung für das Vorsteuerergebnis im Jahr 2015 insgesamt um rund eine Milliarde Euro. Zudem werde die Rendite im Investmentbanking jetzt nur bei 13 bis 15 Prozent erwartet statt bisher bei 15 Prozent.
    Hintergrund sind niedrige Zinsen, neue Auflagen und anhaltende Prozessrisiken. Für das erste Quartal hatte das Institut Ende April einen Gewinneinbruch vermeldet. Auch dürften die Kosten für die Abarbeitung der Skandale aus der Finanzkrise weiter auf das Ergebnis drücken. Daher dürften die bisher für 2015 angepeilten Ziele für die Eigenkapitalrendite und die Kostenquote erst im Jahr darauf erreicht werden.
    2010 waren es zehn Milliarden Euro
    Das Deutsche-Bank-Führungsduo Anshu Jain und Jürgen Fitschen sprach am Sonntagabend von einer "entschlossenen Antwort" auf die neuen Anforderungen. "Wir stärken unser Kapital maßgeblich, verbessern unsere Wettbewerbsposition weiter und investieren in gezielte Wachstumsinitiativen in unseren Kerngeschäftsbereichen."
    Mit der massiven Kapitalerhöhung, die rund ein Viertel des aktuellen Börsenwerts entspricht, ist die zweitgrößte in der Geschichte der Bank. Um die Folgen der Finanzkrise abzufedern und sich für die neuen Regeln für Banken zu rüsten, hat der Konzern in den vergangenen Jahren immer wieder neue Anteile ausgegeben. Die größte Emission datiert dabei mit etwas mehr als zehn Milliarden Euro aus dem Herbst 2010. Vor etwas mehr als einem Jahr hatte sich das Institut knapp drei Milliarden Euro geholt.
    (bor/bn)