Fünf Jahre nach Deepwater-Horizon-Explosion

Nicht endende Katastrophe

Die brennende Ölplattform Deepwater Horizon im April 2010.
Die brennende Ölplattform Deepwater Horizon im April 2010. © picture alliance / dpa / US Coast Guard
Von Marcus Pindur · 20.04.2015
Vor fünf Jahren explodierte die Bohrinsel Deepwater Horizon im Golf von Mexiko. Bei einer der größten Ölkatastrophen aller Zeiten starben elf Arbeiter. Wie groß der gesamte Schaden wirklich ist, weiß bis heute niemand.
Das Feuer war so gewaltig, dass Spezialisten aus Holland und Houston, Texas gerufen wurden, um des Brandes Herr zu werden. Doch sie kamen zu spät. 36 Stunden nach der Explosion versank Deepwater Horizon im Ozean. Die Körper der elf Vermissten wurden nie geborgen. Doug Brown war Chefmechaniker auf der BP-Bohrinsel und überlebte die Explosion.
"Ich wurde auf eine Computer-Konsole geschleudert. Dann brach der Boden unter meinen Füßen weg und ich stürzte in ein Loch. Dann brach die Decke über mir zusammen und stürzte herab."
Auf seinen ehemaligen Arbeitgeber ist er nicht gut zu sprechen. Man habe ihm zunächst verboten, sich einen Anwalt zu nehmen. BP habe alles versucht, um die Einzelheiten der Katastrophe vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Dazu hat der Konzern auch allen Grund, meint John Hofmeister, ein Branchenkritiker, der ehemals für den Konkurrenten Shell gearbeitet hat.
"Wenn man zu schnell bohrt, und wenn man die falsche Ausrüstung verwendet, was hier wohl der Fall war, dann setzt man das Leben der Leute aufs Spiel. Das sollte man nie machen."
Jede Sekunde strömten 130 Liter Rohöl aus
Bei einer zu schnellen Bohrung bilden sich Risse im Gestein. Dadurch kann Gas im Sediment unter dem Meeresboden austreten. Dieses Gas strömt durch den Bohrkanal an die Oberfläche - wo es dann explodieren kann.
Normalerweise kann das Bohrloch mit einem hydraulischen Ventil am Meeresboden verschlossen werden - dieses war allerdings zu schwach, vermutlich aus Kostengründen. So strömten jede Sekunde 130 Liter Rohöl aus. Bis man das Bohrloch endlich schließen konnte, 87 Tage später, waren nach Schätzung von Experten 900 Millionen Liter Rohöl ausgetreten.
Das Echo in Politik und Öffentlichkeit war verheerend für den Ölkonzern. Präsident Obama drängte BP zu einer schnellen Schließung des Bohrloches und zu Schadenersatz.
"Ich teile die Wut und die Frustration darüber. Das Bohrloch leckt weiter, und das muss aufhören."
BP versuchte, die Auswirkungen des für die Pflanzen- und Tierwelt hochgiftigen Rohöls einzudämmen, in dem eine Chemikalie versprüht wurde, die das Öl lediglich in kleinere Klümpchen auflöste. Diese waren zwar weniger sichtbar, aber schlechter abzupumpen. Ein Zehntel des Öls wurde an der Oberfläche verbrannt. Teilweise lösen Bakterien die Ölmoleküle auf. Doch das gilt nicht für den Großteil des Öls, etwa 40 Prozent, dass immer noch im Meer schwebt oder sich am Meeresboden abgesetzt hat.
Teure Angelegenheit für BP
Tausende von Seevögeln starben. Viermal mehr Delfine werden tot an der Küste angeschwemmt als normalerweise. Die Shrimps-Fischerei, in Louisiana eine traditionsreiche Industrie, ist fast komplett zum Erliegen gekommen, so der Fischer Dean Blanchard.
"Für mich ist das so gut wie ein Todesurteil. 28 Jahre Arbeit, mein ganzes Arbeitsleben ist ruiniert. Jetzt laufe ich nur noch in meinem Büro im Kreis. Ich weiß nicht, ob ich je wieder arbeiten können werde."
Die ökologischen Folgen des Unglücks sind immer noch nicht abschätzbar. Gutachter der amerikanischen Regierung und von BP konstatieren ein sehr unterschiedliches Schadensniveau. Erst Ende des Jahres wird die US-Umweltbehörde ihre vorläufige Bilanz vorlegen. Die Schäden nach dem Tankerunglück der Exxon Valdez 1989 wurden teilweise erst zehn Jahre nach dem Unglück offenbar.
Für den BP-Konzern ist die Ölkatastrophe zu einer teuren Angelegenheit geworden. Für Entschädigungen, Küstenreinigung und Zahlungen an Gemeinden und Bundesstaaten hat BP jetzt schon knapp 40 Milliarden Dollar gezahlt. Mit der von Washington geforderten Strafsumme könnte sich das Ganze auf 90 Milliarden Dollar summieren.
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