Fünf Gründe für Babys im Parlament

Mutter und Kind in den Plenarsaal, bitte!

02:25 Minuten
Die Grünen-Abgeordnete Madeleine Henfling im Thüringer Landtag. Sie wurde 2018 des Plenarsaals verwiesen, weil sie ihr Baby dabei hatte.
Die Grünen-Abgeordnete Madeleine Henfling im Thüringer Landtag. © imago / Jacob Schröter
Von Henry Bernhard · 25.05.2020
Audio herunterladen
2018 wurde die Grünen-Abgeordnete Madeleine Henfling des Plenarsaals verwiesen, weil sie ihr Baby dabei hatte. Über die Rechtmäßigkeit verhandelt heute das Verfassungsgericht Weimar. Warum Babys in die Parlamente sollten, erklärt Henry Bernhard.

Erstens

Babys und Kinder sind eine Realität. Sie stören den normalen, den glatten Ablauf des Familienlebens und der Wirtschaft und sind in der Lage, jeden Plan zunichte zu machen. Das können, das müssen auch so hohe Häuser wie Parlamente anerkennen. Wenn die Abgeordneten dann in ihren Marathonsitzungen gelegentlich auch mal ein leibhaftiges Kind sehen, kann das ihrer Entscheidungsfindung nur zuträglich sein.

Zweitens

Parlamente nehmen keine Rücksicht auf die Angewohnheit von Frauen, Kinder zu gebären. Keine Elternzeit, ja nicht mal Mutterschutz gibt es für Abgeordnete in deutschen Parlamenten. Vermutlich, weil nicht vorgesehen war, dass Frauen überhaupt dahin gelangen. Und eine Vertretung ist nicht vorgesehen, da das Mandat an die Person gebunden ist. Also muss es möglich sein, sein Mandat wahrzunehmen, immer, für jede/n. Und die meisten Wöchnerinnen stehen nicht in Verdacht, länger als unbedingt nötig, etwa für eine Abstimmung, mit Baby im Plenarsaal verweilen zu wollen.

Drittens

Wenn die Parteien erkennen, dass ihre weiblichen Abgeordneten nicht mitstimmen dürfen, selbst wenn sie es wollten, wenn sie gerade ein Kind zu versorgen haben, wären sie gut beraten, gar keine Frauen mehr zu nominieren, um des eigenen Einflusses willen. Das kann nicht unser Ziel sein angesichts des jämmerlichen Frauenanteils in den Parlamenten.

Viertens

Jeder weiß, dass Kinder, Babys zumal, Aufmerksamkeit auf sich ziehen, allein durch ihre Anwesenheit. Aber aus unzähligen Videokonferenzen in Corona-Zeiten wissen wir: Es ist nicht schlimm, mal von einem Schrei, einem Kinderlachen unterbrochen zu werden. Es macht unser unendlich ernstes tägliches Tun nur menschlicher.

Fünftens

Spätestens, wenn Kinder verstehen, was vorn am Rednerpult gesagt wird, sollten sie raus sein aus dem Plenarsaal. Der mitunter unterirdische Ton, Niedertracht, Schmähungen, Beleidigungen, Missachtung der Menschenwürde sollten unseren Kindern kein Vorbild sein. Frühkindliche Schäden und ein negatives Menschenbild wären dann vorprogrammiert.
Mehr zum Thema