Führungspersonen in der Krise

Vorgestellt von Anke Leweke · 10.01.2007
Dani Levys "Mein Führer" ist ein Versuch, Hitler als Witzfigur lächerlich zu machen, erzeugt dabei aber oft eher Mitgefühl als Lacher. "Die Queen" zeigt Elizabeth II. nach dem Unfalltod Dianas im Konflikt zwischen Tradition und den Anforderungen der Mediengesellschaft.
"Mein Führer - Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler"
Deutschland 2006. Regie: Dani Levy. Darsteller: Helge Schneider, Ulrich Mühe, Sylvester Groth, Adriana Altaras, Ulrich Noethen, Stefan Kurt, Lambert Hamel

Dezember 1944: Der Führer ist depressiv und glaubt nicht mehr an den Endsieg. Also lässt Goebbels den jüdischen Schauspieler Adolf Grünbaum aus dem KZ Sachsenhausen in die Reichskanzlei holen, er soll den Führer aufpäppeln und ihm das Rüstzeug geben für die große Neujahrsrede, die das deutsche Volk aufrütteln soll.

Dani Levys Film will eine Komödie sein. Und hat im Vorfeld schon die ewig gleichen Fragen aufgeworfen: Darf man über Hitler, darf man über die Nazis lachen? Dass das geht, haben Filme wie Charlie Chaplins" Der große Diktator" oder "Sein oder nicht sein" von Ernst Lubitsch bewiesen. Doch fehlt Dani Levy die Idee, die eigene Sicht auf den Führer, die ihn zu einer nicht verharmlosenden Witzfigur macht.

So darf Helge Schneider nicht seine Variante eines Führers verkörpern, sondern er verschwindet hinter der originalgetreuen Hitlermaske und spricht wie dieser. Er bleibt eine Kopie, wie auch Bruno Ganz in Eichingers Führerbunker. Auch wenn Schneider auf allen Vieren läuft und wie ein Hund bellt, sucht der Film auch immer wieder Mitgefühl. Nicht umsonst bezieht sich Dani Levy in Interviews immer wieder auf die Psychoanalytikerin Alice Miller. Sein Hitler ist einer armer Bettnässer, dessen Genie vom Vater verkannt wurde. Eine solche Interpretation braucht man im Jahre 2006 nun wirklich nicht mehr.


"The Queen"
GB 2006. Regie: Stephen Frears. Darsteller: Helen Mirren, Michael Sheen, James Cromwell, Alex Jennings

Stephen Frears sucht in seinem Film "The Queen" die Frau, die seit mehr als einem halben Jahrhundert unter der Krone verschwunden ist. Er zeigt die britische Monarchie in der Zeit ihrer größten Krise: Am 1. September 1997 stirbt Prinzessin Diana in Paris bei einem Autounfall.

Prinz Charles will sofort nach Paris fliegen. Seine Mutter protestiert energisch, weil die bereits von Charles geschiedene Diana kein Mitglied der königlichen Familie mehr sei. Der Disput führt geradewegs zum Kern des Konflikts. Für die Queen ist Dianas Tod eine Privatangelegenheit. Für die britische Öffentlichkeit wird er zum Auslöser einer nationalen Trauerhysterie.

In Frears' Film spielt die wunderbare Helen Mirren die Königin als Verkörperung einer Tradition, die die Mechanismen der Mediengesellschaft nicht ganz zu unrecht als vulgär empfindet. Wie verloren wirkt ihre Elisabeth zwischen einem monarchischen Selbstbild, das noch aus viktorianischen Zeiten stammt und einer Boulevardzeitungslogik, die öffentliche Trauerbekundungen und Halbmast am Buckingham Palace fordert.

Ausgerechnet Blair, der Meister des Image-Kalküls wird in Frears' Film zum Vermittler zwischen Volk und Königin. Die Beziehung zwischen dem Labour-Premier und seinem Staatsoberhaupt bildet das Rückgrat des Films. Blair, der Medienpremier, kann der Königin seinen tiefen Respekt und seine Bewunderung nicht versagen. Vielleicht, weil niemand besser als er erkennen kann, dass in der königlichen Abwehr gegen jede Form des Populismus auch eine Größe liegt.

So ist "Die Queen" nicht zuletzt auch ein Statement gegen eine Medienwelt, die Gefühle und Gefühlsbekenntnisse an der Boulevardbörse verramscht.
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