Frühstück mit Truman Capote

Eine Sendung von Maike Albath · 23.09.2008
Vor 50 Jahren erfand Truman Capote ein Geschöpf, dem jeder im Handumdrehen verfiel. Seine Heldin Holly Golightly trägt die champagnertrunkene Leichtigkeit schon im Namen, außerdem ist sie zart, frech, bildhübsch und für jeden Unsinn zu haben. Anfälle von Schwermut bekämpft sie mit kurzen Ausflügen zu Tiffany, dem Juwelier auf der Fifth Avenue. Die eleganten Auslagen und die heilige Stille lenken sie von ihrem "roten Elend" ab.
Mit der Veröffentlichung von Frühstück bei Tiffany wurde Capote endgültig weltberühmt. "Ich bin etwa so groß wie eine Schrotflinte - und genauso laut", beschrieb sich der Mann mit der quäkenden Stimme, der wegen seiner spitzen Zunge als unverzichtbares Beiwerk für jede New Yorker Party galt. Truman Capote wusste sich selbst zu inszenieren und genoss seine Existenz als Hofnarr des Jetsets.

Auf seinen schwindelerregenden Aufstieg folgte ein tiefer Fall. Zwar prägte er mit seinem dokumentarischen Roman Kaltblütig (1965) über den Mord an einer vierköpfigen Familie ein neues Genre und legte zugleich den Grundstein des "New Journalism", aber von dem moralischen Dilemma, in das er durch die Nähe zu den Tätern geriet, hat er sich nie wieder erholt. Von Alkohol und Medikamenten zerrüttet, war Capote vor allem Gegenstand der Klatschspalten, bis er im August 1984 starb.

Erst mit der Entdeckung seines federleichten Debüts "Sommerdiebe", das vor drei Jahren in einem alten Koffer auftauchte, begann eine längst überfällige Renaissance des Schriftstellers Capote.

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