Friedenspreis für Aleida und Jan Assmann

"Wir denken sehr stark miteinander"

Die Konstanzer Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann, aufgenommen am 25.01.2015 in Köln.
Die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann, © picture alliance / dpa / Horst Galuschka
Aleida Assmann im Gespräch mit Marietta Schwarz · 12.06.2018
Die Kulturwissenschaftler Aleida und Jan Assmann erhalten gemeinsam den diesjährigen Friedenspreis des Buchhandels. Klar sei, dass sie gemeinsam mit ihrem Mann die Rede halten werde: "Das hat bei uns schon eine gewisse Tradition."
Der Börsenverein ehrt damit das Forscherpaar Aleida und Jan Assmann, das mit seiner Arbeit einen wesentlichen Beitrag zu unserem Geschichtsverständnis, unserem kulturellen Gedächtnis geleistet hat und leistet. Der Preis wird zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse verliehen, am 14. Oktober.

Die Zusammenarbeit hat Tradition

Im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur erzählte Aleida Assmann, dass klar sei, dass sie mit ihrem Mann die Rede halten werde. "Das hat bei uns auch schon eine gewisse Tradition. Wir denken ja sehr stark miteinander, - allerdings immer von ganz unterschiedlichen Ausgangspunkten aus", erklärt Assmann.
Die Kulturwissenschaftler Aleida Assmann und Ehemann Jan Assmann. Das Ehepaar erhält gemeinsam den diesjährigen Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
Friedenspreis des Buchhandels an Aleida und Jan Assmann© dpa/Corinna Assmann
Da sei auch immer viel Spannung drin, was die Perspektiven angehe, aber das mache die Zusammenarbeit auch produktiv. Inhaltlich, sagt Assmann, werden sie sich bei der Rede auf die Themen fokussieren, die ihnen am Herzen liegen: "Die auch etwas mit dem Thema Frieden zu tun haben." Der Preis sei immer schon politisch gewesen und hätte immer schon mit Frieden und Unfrieden zu tun.

Geschichte zum Verständnis der Gegenwart

Die Beschäftigung mit Geschichte zum Verständnis der Gegenwart sei immer noch ganz wichtig. "Wir können nicht mehr so tun, als ob wir keine Vergangenheit hätten und alles auf die Zukunft setzen, in eine Zukunft, von der wir erwarten, dass alles besser wird", macht Assmann deutlich. Diese Projektionen und Orientierungen hätten ausgedient, wir könnten heute die Zukunftsperspektiven nur gewinnen, wenn wir sie "über den Umweg der Vergangenheit leiten".
Diese Vergangenheit hätten wir auch gemeinsam mit anderen Nationen, daher müssten wir uns mit ihnen verständigen, sie anerkennen und "die Opfer, die unsere eigene Politik gefordert hat, ernst nehmen und die Perspektiven der anderen mit in unsere eigene Erzählung einbeziehen." Das sei die Perspektive, in der man wieder eine längere Zukunft gewinnen kann, sagt Assmann. Es gehe aber nicht, dass man den "Zivilisationsbruch des 20. Jahrhunderts - im Sinne des 'Vogelschisses' - als einen Betriebsunfall der Geschichte verharmlost." Wir müssten heute unsere Zukunft auf andere Werte bauen und die Werte ganz anders eichen: "Wir können nicht einfach so weitermachen."
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