Verleihung des Friedensnobelpreises

Eine Ehrung und eine Herausforderung

07:21 Minuten
Abiy Ahmed, Premierminister von Äthiopien, sitzt auf einem Sofa und lächelt.
Der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed hat einen für nicht möglich gehaltenen Frieden mit dem einstigen Erzfeind Eritrea geschlossen. © dpa / Britta Pedersen
Asfa-Wossen Asserate im Gespräch mit Marietta Schwarz · 11.10.2019
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Friedensnobelpreisträger Abiy Ahmed hat in sehr kurzer Regierungszeit rasante wirtschaftliche und politische Reformen in Äthiopien auf den Weg gebracht und Frieden mit Eritrea geschlossen. Der Autor Asfa-Wossen Asserate sieht ihn nun in der Pflicht.
Er sei nicht komplett überrascht über die Wahl Ahmeds zum Friedensnobelpreisträger, sagt der Autor und politische Analyst Prinz Asfa-Wossen Asserate, der ein Großneffe des letzten äthiopischen Kaisers Haile Selassie ist. Schließlich habe er selbst vor achtzehn Monaten zu den ersten gehört, die Ahmed öffentlich für den Preis vorgeschlagen hätten.
Ahmed sei zwar ein Teil der Parteienkoalition gewesen, die Äthiopien schon seit 1991 regiert, und habe in verschiedenen Funktionen dem letzten Regime gedient, so Asserate. "Aber er ist als Reformer innerhalb dieses Regimes herausgekommen und hat sich als Reformer durchgepaukt."

Ein Mann mit Visionen und ein Hoffnungsträger

Ahmed sei ein hervorragender Politiker, meint Asserate. "Er ist ein Mann mit Visionen. Er hat uns alle mitgenommen. Das was mit uns in den letzten dreißig Jahren geschehen ist, war so widerlich, dass wir einen Hoffnungsträger in diesem Mann gesehen haben."
Jetzt sei es die Hoffnung aller Äthiopier, dass Ahmed diesen Weg der Reformen weiter beschreite und die Einheit und Souveränität des Landes bewahrt werde.
Der Preis sei eine große Herausforderung für Ahmed und die Äthiopier würden viel von ihm fordern. Dazu gehöre "dass er uns eine neue Verfassung gibt, dass er Äthiopien auf einen demokratischen Weg führt und dass die Zeit der ethnisierten Politik endlich ein Ende findet."

Forderung nach einer Föderation

Ahmeds Hauptaufgabe werde sein, den Frieden im Land zu gewährleisten. "Und Frieden kann es nur geben, wenn wir endlich eine neue Verfassung haben und wenn wir aufhören, die äthiopische Politik zu ethnisieren."
Im Land gebe es nur ethnisierte Parteien und sogar eine ethnisierte Wirtschaft. Äthiopien brauche eine Föderation, denn die sei bei einem Land mit 120 Ethnien und 84 Sprachen die einzige Möglichkeit, das Land zusammenzuhalten.
"Was Äthiopien und die Welt nicht brauchen, ist eine 'ethnische Föderation', wie Äthiopien sich heutzutage nennt. Denn 'ethnische Föderation' ist in meinen Augen ein anderes Wort für Apartheid."
(rja)
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